Leonidas ist auch so ein richtiger Name für Kerle, ähnlich wie der hier schon erörterte Ragnar und gemäß dem Diktum mancher (nicht aller!) Eltern, nach dem „aus Jungs ja mal Männer werden“ sollen. Ergänzt wird dies gelegentlich durch den mütterlichen Nachsatz, dass man sich prima „einen süßen Spitznamen ausdenken“ könne.
Geben Sie „Leonidas“ mal in die Google-Bildersuche ein – es erscheint eine erkleckliche Anzahl sehr düsterer, sehr bärtiger Mannsleute, muskelbepackt, mit Schild und Speer. Ein ganz schönes Paket, das Leonidasse hier mitbekommen, oder? Mir ist das erste Baby namens Leonidas vor rund 15 Jahren begegnet, als Spross eines deutsch-griechischen Paars. Was die Eltern wohl zur schlagartigen Beliebtheit „ihres“ Namens, der gern mit „Der Löwengleiche“ übersetzt wird, ab 2007 gesagt haben?

Der historische Leonidas, der 480 v. Chr. das Zeitliche segnete, war König von Sparta. Auch wenn der Name in der Schulzeit hie und da fiel: Das Gros der deutschen Leonidas-Eltern dürfte ihn aus der 2007 herausgekommenen US-amerikanischen Comicverfilmung „300“ haben. Der Film-Leonidas ist einer, den man schon mit 15 allein in die Wildnis schicken und auf Wölfe loslassen kann. Vor allem aber ist der von Gerard Butler verkörperte Monarch ein Mann von Ehre, der sein Lebensziel – im Krieg für Sparta als freier Mann zu fallen – auch erreicht … Dabei spritzt das Blut und Köpfe fliegen; die Besetzung der Königinnenrolle durch Lena Headey, die Cersei aus „Game of Thrones“, scheint nicht die einzige Parallele zu der etwas jüngeren Erfolgsserie zu sein.
Die „300“ aus dem Filmtitel bezieht sich zwar auf die Zahl der Männer, die mit Leonidas in die Schlacht ziehen, passt aber ebenso zur Platzierung des Namens: Von einem kurzen Einbruch 2009 abgesehen kann sich Leonidas seither um den 300. Rang herum behaupten.
„Ich stehe auf den Film“ oder „Wir lieben die griechische Mythologie, das Land und die netten Menschen“ – so begründen Mütter und Väter in Foren ihre Wahl. Oder: „Mit dem Namen Leonidas wird unser Sohn bestimmt nicht in die ‘Kevin-Falle’ tappen.“ Es gibt jedoch auch Gegenstimmen, denen Leonidas „zu griechisch“ klingt oder „wie eine typische Eigenkreation, selbst gebastelter Fantasy-Kram”. Wobei Leo(n)-Namen ja gängig sind und wir die Endung -as zur Genüge kennen (Andreas, Thomas, Jonas). Andere kritisieren gerade den „Einheitsbrei“ der zahllosen Löwenkinder: „Der kleine Leonidas wird mal mit vielen Leonards, Leons, Leos, Leonies und Leonoras in einer Klasse sitzen.“
Noch eine Theorie zum Schluss: Ich könnte mir vorstellen, dass auch der litauische Name Leonas (Platz 259) von Leonidas’ relativer Beliebtheit profitiert hat. Papa will einen Leonidas, Mama beraubt den Namen einer Silbe und schleift damit dessen einzige Kante weich und rund – voilà: Leonas!