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Channel: Annemarie Lüning | Beliebte Vornamen
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Namensrückblick 2022: Layla-Land

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Namensrückblick 2022

Es ist ein unruhiges und beunruhigendes Jahr, das dieser Tage zu Ende geht. Die Erinnerung an umstrittene Ballermann-Lyrik im Sommer („Layla“) wirkt da schon fast erfrischend. Hier nun also die Namen, die mir im Tagesgeschehen besonders aufgefallen sind:

Januar: Novak und Ali

Sein Impfstatus kostet den serbischen Tennisprofi Novak Djokovic im Januar die Titelchance bei den Australian Open. Sein hierzulande seltener Vorname hätte wohl auch das Problem, mit Nova (immerhin in den Top-500) verwechselt zu werden.

Der Bilderbuchautor Ali Mitgutsch, „Vater der Wimmelbilderbücher“, stirbt. Der Spitzname des 1935 in München als Alfons geborenen Grafikers erinnert mich an mehrere Mütter, die bei der Namenssuche die Befürchtung äußerten, aus ihrem favorisierten Namen (Alina, Alexander) könne ein(e) Ali werden. Ja ja, die Angst der Mutter vor dem Spitznamen … seit Jahren ein Thema.

Februar: Anny Aurora

Eine deutsche Krankenkasse will mit einem Video über Hodenkrebs aufklären. Der Clip mit Porno-Sternchen Anny Aurora sorgt für Wirbel mit Sexismus und der Sexualisierung einer medizinischen Untersuchung. Der (Künstler-)Name von Frau Aurora sollte schon wegen einschlägiger Google-Treffer lieber nicht an kleine Mädchen vergeben werden.

März: David Bennett, Amelia, Marina und Finneas

Der US-Amerikaner David Bennett (57), dem Anfang Januar als weltweit erstem Patienten ein Schweineherz eingesetzt worden war, stirbt. Ich Namens-Nerd muss bei der Gelegenheit daran denken, dass es die Vornamenskombination aus David und Bennett gut und gern bei Jungs in Deutschland geben könnte. Kurz- und Kürzestauftritte machen sie weltbekannt: Eine Siebenjährige namens Amelia singt in einem ukrainischen Bunker den „Frozen“-Titelsong, und die russische TV-Journalistin Marina Owsjannikowa protestiert in den Abendnachrichten live gegen Putins Krieg.

Auch noch im März: Finneas Baird O’Connell, großer Bruder von Billie Eilish, gewinnt mit seiner Schwester für den James-Bong-Song „No Time to Die“ einen Oscar. Sein Name müsste eigentlich – mit dem beliebten Hiat (Vokalzusammenstoß) – eine Überlegung wert sein für alle, denen Finn zu häufig ist (oder zu provinziell?).

April: Anne, Boris und Pupsi

Zweimal nicht mit Ruhm bekleckert: Bundesfamilienministerin Anne Spiegel erklärt als Reaktion auf Vorwürfe im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe 2021 ihren Rücktritt. Boris Becker wird in London zu einer Haftstrafe verurteilt. Trotzdem: Anne war 2021 in den Top-400, Boris ließ sich länger nicht blicken. Und Pupsi, wer, was, wie? Per dpa-Meldung verlautet im April von Bestseller-Autor David Safier, ab der kommenden Auflage seiner „Miss Merkel“-Romane solle der Mops der als Detektivin ermittelnden Altkanzlerin diesen Namen tragen. Bislang heißt er Putin.

Mai: Fynn und Marie-Agnes

Influencer Fynn Kliemann (Jahrgang 1988) ist auch einer, der 2022 keine gute Figur macht: Ihm werden im Zusammenhang mit Alltagsmasken Betrug und unlautere Geschäftspraktiken vorgeworfen. 2017 war Kliemann als Schauspieler – in der Rolle eines Forstarbeiters – in „Bibi & Tina: Tohuwabohu Total“ zu sehen. Weitaus erfolgreicher agiert die FDP-Abgeordnete MarieAgnes Strack-Zimmermann: Die 64-Jährige avanciert in Talkshows zum Ukraine-Krieg innerhalb kürzester Zeit zum – so tagesschau.de – „Klartext-Shootingstar der Ampel und der FDP“. Könnte das ein Namensrevival begünstigen? Immerhin ist Agnes (englisch) durch die „Ich – Einfach unverbesserlich“-Filme positiv assoziiert.

Juni: Iga, Katalin und René_ Rain

Die polnische Tennisspielerin Iga Świątek sichert sich bei den French Open ihren zweiten Grand-Slam-Titel. Ihr Name ist quasi die polnische Hedi: eine Ableitung von Jadwiga (deutsch: Hedwig). Die in den USA lebende ungarische Biochemikerin Katalin Karikó („Mutter des Corona-Impfstoffs“) wird mit dem Europäischen Erfinderpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. René_ Rain Hornstein (Jahrgang 1986, von Beruf Dipl.-Psych.*in) schließlich zwingt die Deutsche Bahn dazu, eine Anredeoption für nichtbinäre Menschen einzuführen. Auf der eigenen Website erläutert Hornstein den markanten Unterstrich als „Symbol, das meinen Vornamen entbinarisiert.“

Juli: Layla und Uwe

Um den Sommerhit „Layla“ entbrennt eine Sexismus-Debatte. Ist damit die Liste der „Verdorbenen Vornamen“ nun um ein Exemplar reicher?!? Und: Der frühere Fußballspieler und spätere -funktionär Uwe Seeler stirbt im Alter von 85 Jahren.

August: Sanna, Winnetou und Ramin

Wie partyfreudig dürfen Regierungschefinnen sein? Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin muss sich rechtfertigen. Ihr Name – eine Koseform von … Alexandra! – wäre doch mal eine interessante Alternative zu Hanna und Anna. Große Aufregung auch um einen Apachen-Häuptling: Der medial aufgebauschte Disput um ein Kinderbuch über „den jungen Häuptling Winnetou“ lässt manchen fürchten, der Held seiner Jugend (tatsächlich bereits seit Jahren kritisch gesehen) würde nun ein Opfer der „Cancel-Culture“. Wie das wohl der Berliner Kieferorthopäde, von dem man schon mal als Träger des – vom Vater ererbten – Namens Winnetou lesen konnte, sieht?

Ein gewisser Ramin Juhnke aus Hannover (38, den Vornamen verdankt er seinem iranischen Vater) nutzt das 9-Euro-Ticket auf rekordverdächtige Weise: 38.000 Kilometer legt der Extrem-Bahnfahrer zwischen Juni und August angeblich zurück.

September: Liz, Elizabeth, Charles, Jina und Artis

Liz (Mary Elizabeth) Truss wird Premierministerin des Vereinigten Königreichs (nur für kurze Zeit, wie wir jetzt wissen). Zwei Tage später verstirbt die britische Monarchin Elizabeth II. (Elizabeth Alexandra Mary) nach siebzigjähriger Regentschaft, ihr ältester Sohn (Charles Philip Arthur George) wird als Charles III. ihr Nachfolger.

Der durch Polizeigewalt ausgelöste Tod von Mahsa Amini (22) wegen eines „nicht richtig“ sitzenden Kopftuchs führt im Iran zu landesweiten Protesten gegen die autoritäre Regierung. Der eigentliche Vorname der jungen Kurdin war Jina („Leben“), der von den Behörden jedoch nicht anerkannt worden war. Und Artis Leon Ivey Jr. – so der bürgerliche Name von US-Rapper Coolio – wird Ende des Monats tot aufgefunden. Artis Leon, das könnte auch ohne Weiteres in einer aktuellen Geburtsanzeige stehen.

Oktober: Robbie

Schauspieler Robbie Coltrane, vielen besser bekannt als Rubeus Hagrid aus den Harry-Potter-Filmen, stirbt. Der Geburtsname des Briten war Anthony Robert McMillan, er wurde 72 Jahre alt.

November: Enola

Enola Holmes 2“ startet auf Netflix und ich bin schon sehr gespannt, ob sich weitere Eltern von der Jungdetektivin (Sherlocks kleiner Schwester) inspirieren lassen. 2021 reichte es – nach dem sehr erfolgreichen Start des ersten Teils im September 2020 – bereits für Platz 425. Erklärt wird der Name im Film und in der Romanvorlage von Nancy Springer als rückwärts buchstabiertes „alone“.

Dezember: Kirstie und Heinrich

Die US-amerikanische Schauspielerin Kirstie (eigentlich Kirsten Louise) Alley (71), die ebenso engagierte wie gebeutelte Virgilia Hazard aus „Fackeln im Sturm“, stirbt in Florida an einem Krebsleiden. Der ebenfalls 71-jährige, bis dato unbekannte Heinrich XIII. Prinz Reuß, Reichsbürger, wird in Frankfurt als mutmaßlich führender Kopf eines Terror-Netzwerks verhaftet. Da möchte man mit Gretchen aus „Faust I“ sprechen: „Heinrich! Mir grauts vor dir.“

In unserer Nachbarschaft und im Kollegenkreis wurden 2022 einige Babys geboren, zudem durften sich ein Cousin und eine Cousine über Enkelkinder (!) freuen. Anton, Carlotta, Frida, Jella, Juna, Käthe, Lion, Lukas, Mathéo, Mattis, Mayla und Thilo heißen die Neuankömmlinge. Drei Trauerfälle gab es in unserem erweiterten Umfeld leider auch: Bärbel, Hans und Ulrike. Und wen habt ihr willkommen geheißen bzw. verabschiedet?

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