Es ist mir schon einmal passiert, und zwar mit Florentine: Jahrzehntelang wusste ich zwar, dass es diesen Namen gibt, „kannte“ als einzige Vertreterin aber lediglich die Heldin eines Schneider-Buchs aus den 70ern („Hauptgewinn für Florentine“, der Gewinn ist übrigens ein Ferkel). Bis sie dann vor vier Jahren gleich mehrfach auftraten, die Florentinen: eine Freundin nannte ihr Töchterchen so (der Bruder heißt Konstantin), eine Forumsbekanntschaft ebenfalls (Bruder: Benedikt), wenig später zog noch ein Kollege nach (Schwester: Fritzi). Fast schon unheimlich. Zumal Florentine 2010 nur auf Platz 174 stand (2013: Platz 238).
Und jetzt: Rosalie. Natürlich kannte ich Aschenbrödels Eule und auch die weitaus jüngere Twilight-Rosalie. Dazu kommt nun aber erstens das mehrfache Vorkommen hier in den „Babynamen der Woche“. Zweitens habe ich gerade eine achtjährige Rosalie (Bruder: Michel) kennengelernt. Und auch eine Frau, die ich aus dem Netz kenne, hat jetzt eine kleine Rosalie bekommen. Was mich leise verblüfft, weil ich sie nicht als Rosa-Liebhaberin, jetzt mal bezogen auf Mädchenausstattung, eingestuft hätte. Und die Assoziation zur Farbe, zu Prinzessin Lillifee und Glitzerhaarspängchen kommt bei dem Namen doch unweigerlich auf, oder?

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Ich habe nichts gegen Rosa und Glitzerkram. Ich denke nur: Kleidungsstil, Farbvorlieben, den Einhorn-Ranzen – kann man alles ablegen, Namen aber eher nicht. Manche wirken auf mich (nur auf mich?) einfach ultrafeminin und zuckersüß. Namen, die verniedlichte Kurzformen sind und insbesondere auch Lilly in den verschiedenen Schreibweisen. Eine Kollege nannte seine Tochter Sarah-Fee – für kleine Mädchen sicher ein Traum, aber … Was, wenn die Prinzessin keine wird, sondern eher ein pragmatisches und schnörkelloses Exemplar Frau? Oder wenn sie eine ausgiebige Phase als hässliches Entlein erlebt? Wird sie sich dann mit ihrem Namen wohlfühlen – und mit den Erwartungen, mit denen ihr andere aufgrund ihres Namens begegnen?
Vielleicht ist das zu weit gedacht. Wer Rosalie liebt, fügt seinem Kind damit sicher keinen Schaden zu. Immerhin ist sie seit einer Weile im Aufwind und schon kurz vor den Top 100 angekommen (Platz 118). Und auch sonst laufen die für mein Ohr weiblicheren Namensvarianten – auf -a endend – derzeit meist besser als jene auf -e: Hanna steht auf Platz 3, Hanne kommt in den Top 500 gar nicht vor, Luisa rangiert auf der 16, Luise auf 58 und so weiter. Trotzdem: Wenn ich mal von einer kleinen Anouk (Platz 309) oder einer Marit (Platz 302) höre, beispielsweise, finde ich das erfrischend. Als Tipp für Freunde süßer Rufnamen: ein neutralerer Zweitname könnte für mehr Ausgewogenheit sorgen – selbst wenn er nur selten genutzt wird.