Um auf das Thema meines heutigen Textes zu kommen, braucht man nur mal die Zeitung aufzuschlagen, Rubrik Familienanzeigen, Sie wissen schon. Bei uns gab es dort an diesem Wochenende gleich drei Geschwisterkombinationen, die sich in meinem Kopf festgesetzt haben: Tim und Tom. Marc und Marvin. Liv und Sif (wo ich nach der Erfahrung mit diesem Beitrag gerne wüsste, ob die Familie hier von „Liff und Siff“ oder von „Lief und Sief“ spricht).
Jedenfalls: Es ist zwar nicht die Regel, kommt aber immer mal wieder vor, dass Eltern ihren Kindern sehr ähnlich klingende Namen geben. Ein gemeinsamer Anfangsbuchstabe für alle ist da noch harmlos. Mich wundert das jedes Mal. Immerhin lässt sich sonst ein Trend zur Individualisierung beobachten: Vielen Menschen bereitet es Kopfzerbrechen, wenn ihr Lieblingsname im persönlichen Umfeld bereits vorkommt, manche sichern sich gar durch selbsterfundene Namen oder eigenwillige Schreibweisen ab. Wenn es um Geschwister geht, gelten aber offenbar (manchmal) andere Regeln.
Ob es an der Schnittmenge des väterlichen und mütterlichen Namensgeschmacks liegt, die einfach so klitzeklein ist? Oder ist Kind 1 quasi Wegbereiter für alle folgenden, weil die Eltern sich mit der Zeit so sehr in seinen Namen verlieben, dass sie sich bei weiteren Kindern gar keinen anderen Klang mehr vorstellen können? Nach meiner Erfahrung handelt es sich bei ähnlich benannten Geschwistern längst nicht immer um Zwillinge (wo die Namenswahl noch mal ein Kapitel für sich ist). Tatsächlich haben alle optisch verwechslungsträchtigen Zwillingspaare, die mir bislang begegnet sind, Namen, die zwar stilistisch harmonieren, aber nicht nach „Hanni und Nanni“ klingen: Annette und Henrike gingen mit mir in eine Klasse. Stefanie und wenig später ihre Schwester Kerstin habe ich in der Schwangerschaft kennengelernt. Außerdem gibt’s noch Johanna und Theresa (Töchter meines Cousins) sowie aus der aktuellen Kindergeneration vor Ort Ilka und Thea, Jonas und Alexander, Per und Til.
„Die Welt“ berichtete jetzt über eine Facebook-Studie aus den USA, in der es ebenfalls um Ähnlichkeiten bei Geschwisternamen ging. Demnach hat jedes zweite Zwillingspaar, das heute etwa 50 Jahre alt ist, zumindest Namen mit dem gleichen Anfangsbuchstaben. Bei Zwillingen im Teenie-Alter sei es noch jedes vierte Paar – Individualisierung also auch hier? Das beliebteste Namenspärchen aus Amiland laut Facebook: Yvette und Yvonne. Sollte die Studie sich wirklich auf Zwillingsnamen beschränken, fände ich das ziemlich schade. Was dabei wohl für Deutschland herauskommen würde?
Ach ja: Die schon sprichwörtlichen Enid-Blyton-Zwillinge Hanni und Nanni, die mich als Mädchen für Internate und Mitternachtspartys schwärmen ließen, heißen mit vollem Namen Hanna und Marianne – und im englischen Original noch mal ganz anders: Patricia „Pat“ und Isabel.