Im Juni haben mir meine Aufzeichnungen wieder zwei Dinge bewiesen: 1. Namen, die man in die Kategorie „Herausfordernd/überraschend“ packen könnte, finden sich nicht nur in Babygalerien, sondern sie werden auch von ausgewachsenen Journalistinnen, Wissenschaftlern oder Politikerinnen getragen. Und 2., dass es noch sehr viele Menschen gibt, die ich liebend gern für „Mein seltener Namen und ich“ interviewen würde, wenn sich das halbwegs ungezwungen machen lassen würde.
Kevin, Serafin und Severin * Wieland * Amonte (f) * Bine Katrine * Ev * Perdita * Nino Luise * Meggin * Liat (f) * Zazie * Anjes (m)
Endungs-Drillinge: Kevin, Serafin und Severin
Nein, bei Kevin, Serafin und Severin handelt es sich nicht um Brüder. Als Kleeblatt sind mir die drei Namen mit einheitlicher Endung, aber unterschiedlichem Leumund aber tatsächlich begegnet: bei drei „Spiegel“-Redakteuren, die gemeinsam einen Artikel verfasst haben. Ob hier wohl einer seinen Namen gern mit einem der anderen tauschen würde – und wenn ja, wer wäre das? Serafin klingt für mich engelhaft, ein bisschen feminin. Severin wirkt süddeutsch, und es soll Leute geben, die dabei an Küchengeräte denken. Der „Spiegel“-Kevin zählt zu den eher frühen Vertretern dieses Namens, er ist Jahrgang 1986. Severin wurde 1963 im niedersächsischen Wilhelmshaven geboren.
Alte Liebe: Wieland und Perdita
Von Wieland habe ich in der Presse gelesen als Namen eines Leipziger Klinikdirektors. Dabei ist mir wieder eingefallen, dass ich als ganz kleines Mädchen für einen Nachbarsjungen dieses Namens geschwärmt habe. Später ist mir nie mehr ein Wieland begegnet. Warum eigentlich nicht? Ist es das „-land“? Jungs (heute Männer) namens Roland habe ich dagegen schon oft getroffen. Ach, ich mag den Namen noch heute, obwohl er strenggenommen auch nicht attraktiver ist als Winfried oder Lambert (um noch zwei schon in meiner Kindheit eher unpopuläre Namen zu dissen ;-)). Perdita gefällt mir noch nicht ganz so lange, aber dass ich vor Jahren in einem Forum gelesen habe, der Name erinnere im Russischen an Blähungen, hat ihn mir irgendwie vergällt. Doof. Ach so, aufgefallen ist mir der Name diesen Monat, weil mein Mann gerade „Magnum P.I.“ guckt mit Schauspielerin Perdita Weeks als britische Hausverwalterin Higgins.
Schöne Unbekannte: Amonte, Meggin und Zazie
Amonte ist noch mal ein Name aus der Zunft der Journalist*innen. Die Trägerin hat einen deutschen Doppelnachnamen. Zu ihrem Vornamen konnte ich – außer einer gleichnamigen Dyskalkulietherapeutin aus dem Taunus – nichts finden, weiß hier jemand mehr? Steckt dahinter womöglich ein verweiblichter Amon? Wenn ja, dann hätte ich hier, anders als bei Amon, jedenfalls keine assoziationstechnischen Vorbehalte. Meggin habe ich in der Sendung „Top Dog Germany“ aufgegabelt, nicht als Hunde-, sondern als Halterinnen-Vornamen. Aus undefinierbaren Gründen muss ich an „Herr der Ringe“ mit den Hobbits Merry und Pippin denken, wo es sich doch wohl nur um eine seltenere (eingedeutschte?) Schreibweise von Megan handelt. Eine Frau mit dem mir auch unbekannten Vornamen Zazie schließlich engagiert sich in einer Initiative für das Thema Organspende.
Unisexig: Nino Luise und Anjes
Nino Luise als Erst- und Zweitnamenskombination bin ich beim Wikipedia-Surfen begegnet, die 1924 geborene Tochter des Schriftstellers Werner Bergengruen heißt so. Nino – ein Mädchenname? Ich kannte nur Ninon. Witzig: Es gibt auch einen jungen Schweizer – googlebar als Floorball-Spieler –, der Nino Luise heißt. Luise als Nachname. Anjes Tjarks ist Senator für Verkehr und Mobilitätswende in Hamburg und auch in der Hansestadt geboren (1981). Wie viele beim Namen des Grünen-Politikers wohl Anja oder Antje verstehen? Er könnte allerdings ausweichen, wenn er wollte: Sein Erstname ist Hans.
Der Rest: Ev, Bine Katrine und Liat
Kürzer als Ev (noch ein Journalistinnen-Vorname) geht es nun wirklich nicht mehr. Ob ihr Bruder wohl Bo heißt? Bine Katrine Bryndorf ist eine dänische Organistin, deren Eltern offensichtlich kein Problem mit Reimen hatten. Bine könnte – nach all den Sabines meiner Generation – eigentlich ein Name sein, der jungen Eltern gefällt, kurz und frisch. Oder stört die Biene? Ja, und der Name Liat Himmelheber steht auf dem Buch, das ich gerade lese, einer Neuübersetzung von „Vom Winde verweht“ von Himmelheber und ihrem Mann. Eigentlich ist Liat Himmelheber Opernsängerin und wurde auf den Vornamen Liutgard (ich kannte nur Luitgard) getauft. Ob Liat als Vornamenseintrag durchginge – für ein Mädchen? Zur aktuellen Mode mit Lio, Lias und Co. passt er auf jeden Fall.
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