Meine Tochter ist nun endgültig im besten Aussortier-Alter. Viel Lego und Playmobil hat schon neue kleine Besitzer*innen gefunden, die einst ausufernde Kuscheltiersammlung (ein Bruchteil war hier zu sehen) wurde stark ausgedünnt und die Lieblingspuppe wohnt bereits seit einiger Zeit im Keller. Zuletzt hat sich mein Teenager über Billy, das Bücherregal, hergemacht. Beim Einstellen gut erhaltener Schmöker in Online-Flohmärkte bin ich auf ein Phänomen gekommen, dem ich bislang nie wirklich Beachtung geschenkt habe: Erstaunlich viele Titelfiguren von Buchserien für Mädchen tragen zweisilbige Vornamen mit einem Doppelkonsonanten drin. Das gilt sowohl für Bücher aus meiner Zeit als auch für neuere Reihen.
ABC der Titelmädchen
Hier mein kleines, vermutlich längst nicht vollständiges ABC der Titelmädchen:
Allie – eine bereits vergriffene Buchreihe von Meg Cabot. (Und Anne auf Green Gables, in Klammern, weil man ihren Vornamen einsilbig spricht.)
Bille, Bummi – zwei Figuren aus meiner Zeit. Bille, eine Figur von Tina Caspari, nannte ein Pony namens Zottel (zweisilbig mit Doppelkonsonant!) ihr eigen, die Bummi-Bücher stammen aus der Feder von Martha Schlinkert.
Conni – Conni Klawitter (Nachname mit Doppelkonsonant!) hat meine Tochter vom Pixi bis zum Hörbuch länger begleitet.
Dolly – noch ein Fall aus meinen Beständen. Komisch, als Kind habe ich den ungewöhnlichen Vornamen der Internatsschülerin einfach so hingenommen (wer bitte nennt Geschwister Dolly und Felicitas?). Enid Blyton wählte für die Figur im Original übrigens den (nicht nur auf mich) männlich wirkenden Namen Darrell.
Ella, Emmi – Die Ella-Reihe des finnischen Autoren Timo Parvela ist aktuell bei Mädchen sehr beliebt. Die Serie „Emmi in Korea“ von Stephanie Auten dürfte eher unbekannt sein.
Hanni – Wohl jeder kennt den Namen dieser Enid-Blyton-Heldin und ihrer Zwillingsschwester, doch nur wenige hierzulande wissen, dass Hanna „Hanni“ Sullivan im Original Patricia (Pat) heißt. (Fun Fact: Es gibt tatsächlich eine britische Dichterin, Jahrgang 1979, die Hannah Sullivan heißt.)
Lotta – gleich doppelt vertreten: durch die Lotta-Geschichten von Astrid Lindgren und die vielbändige „Mein Lotta-Leben“-Reihe von Alice Pantermüller.
Millie – Über die sich besonders durch Reiselust auszeichnende Millie kann man in Büchern von Dagmar Chidolue lesen.
Nanni – Zwilling von Hanni, s.o., im Original heißt Nanni Isabel.
Penny, Pippi – Die Bücher rund um Jungdetektivin Penny Pepper (zweimal Doppelkonsonant) von Ulrike Rylance kamen hier sehr gut an. Und Pippi Langstrumpf ist ja vielleicht sogar die Urmutter der zweisilbigen Doppelkonsonant-Titelheldinnen?!
Männliche Titelhelden
Schaut man dagegen bei männlichen Kinderbuch-Titelhelden, fällt die Liste viel kürzer aus. Harry Potter (wieder der doppelte Doppelkonsonant), natürlich. Die Bilderbuchfigur Willi Wiberg fällt mir noch ein und Tobbi von „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“. Ergoogelt habe ich mir außerdem eine Reihe um einen gewissen Timmi Tobbson. Laut meiner Tochter haben die Jungs, die sie kennt, allerdings vorzugsweise „Gregs Tagebuch“ von Jeff Kinney gelesen.
Doch zurück zu den Mädchen: Wie kommt das bloß? Lieben deutschsprachige Lektor*innen diese Art Namen, weil sie locker über die Zunge gehen, nicht viel Platz auf dem Cover brauchen, einfach flott und kess klingen? Spazieren Menschen in einen Kinderbuchverlag und sagen: „Hallo, ich hätte da eine Serie in der Schublade mit einer kleinen Detektivin, die undercover ins Internat geht/einer frechen Nixe, die sich ein Pferd wünscht/einer Nachwuchsballerina, die sich nachts in eine Fledermaus verwandelt.“ Und die Verlagsleute sagen: „Supi Idee, und wie soll die Hauptfigur heißen?“ Sagt der Schreiberling: „Ich dachte da an Mechthild.“ Darauf der Verlag: „Ach, Tessi wäre doch viel schöner.“
Was ich auch gern wüsste: Ob erfolgreiche Kinderbuchreihen wohl die Namen ihrer Titelfiguren pushen? Hände hoch: Heißt hier jemand nach einer Heldin oder einem Helden aus einem Buch?
- Vom Floh gebissen
- Dietrich oder Frederick – umbenannte Helden
- Ostern mit Pucki
- Anne mit den roten Haaren
- Akte Hanna und Emma – ein Namensunfall
- Zehn Namen – ein Buch (mit Paula, Matthias und Joshua)