„Wenn mein Mann nicht sein Veto eingelegt hätte, hieße unser Sohn heute Pepe“, erzählt mir eine Bekannte (die dann einen Moritz bekam). Immer mal wieder ist diese spanische Koseform von José bzw. Josef, die sich in den letzten Jahren auf Platz 92 der deutschen Charts vorgearbeitet hat, auch in unseren „Babynamen der Woche“ zu Gast. Auffällig häufig war Pepe zuletzt in Brandenburg: Platz 15!
Was mag dahinterstecken? Wenn ich nach „Pepe“ und „DDR“ googele, erscheint ein Fußballer, Markus „Pepe“ Petsch, sowie ein Textauszug aus einem Ost-Lesebuch von 1988. Demnach lebt „der kleine Pepe“ in einem warmen und sonnigen Land, in dem Apfelsinen wachsen. Er hat oft Hunger und lernt nicht lesen und schreiben. Hm.
Mir fällt zu Pepe, mal abgesehen von der Jeansmarke, dreierlei ein. Erstens: ein dauerrolliges Trickfilm-Stinktier, das im Fernsehen meiner Kindheit im Gefolge von Bugs Bunny auftrat. Eigentlich war dieser bereits aus den 40er Jahren stammende „Pepé Le Pew“ ja ganz süß mit seinem französischem Akzent und seiner Haartolle, wenn nur sein markanter Duft und das Problemchen, dass er sich immer in Katzen verguckte, nicht gewesen wären.
Zweitens: Pepe Nietnagel. So hieß der Schrecken aller Lehrer – respektive Pauker –, gespielt von Hansi Kraus, in der viel wiederholten unsäglichen Filmreihe „Die Lümmel von der ersten Bank“ (1967 bis 1972). Diese soll Wikipedia zufolge vor den Hintergrund der Studentenbewegung „durchaus auch ernst gemeinte Anliegen“ gehabt haben. So verkündet der Schüler Nietnagel, dass „endlich einmal einer hinter die Kulissen leuchten“ müsse, „damit die Menschheit erfährt, wie es in Wirklichkeit zugeht und was die Pauker für Figuren sind.“
Auf Pepe Numero drei bin ich erst bei der Recherche für diesen Text aufmerksam geworden: Pepe der Frosch ist seit rund zehn Jahren ein Internetphänomen. Ursprünglich war die anthropomorphe grüne Figur von Comiczeichner Matt Furie ganz unpolitisch, wurde dann aber für rechtsextreme Botschaften genutzt und 2016 im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf gar zum rassistischen Hasssymbol erklärt. Quak-quak!
Stinktier, Paukerschreck und Nazi-Frosch – als Namensvorbild will sich keiner der drei so recht eignen. Was an Pepe bestechen mag, ist vielleicht, dass er so kurz und simpel ist. Ein zweimaliges kurzes Zusammentreffen der Lippen, etwas Luft ausstoßen, fertig. Er klingt frischer als der traditionelle Peter, erinnert nicht an Wurstwaren wie der Lindgren-Name Pelle und ist trotz seiner Herkunft (mit biblischem Bezug!) nicht zu exotisch. Pepe Nietnagels Gegenspieler, Schulleiter Taft (Theo Lingen), würde sagen: „Frisch, fromm, fröhlich, frei.“ Nur eines fehlt: eine weibliche Variante. Wo bitte bleibt Pepita?