Welche Namen bleiben hängen? Wo könnten Trends von morgen lauern? Ein Rückblick auf das scheidende Jahr durch die Brille der Vornamenshobbyistin.
![Jahresrückblick 2014]()
Januar
Adolf? Nein, Theodor! Im Januar wird bekannt, dass Google Maps den Berliner Theodor-Heuss-Platz teilweise sehr retromäßig als Adolf-Hitler-Platz gekennzeichnet hat. Die peinliche Panne wird umgehend behoben. Dabei kommt der korrekte Name auch bei Eltern von heute sehr viel besser an (zum Glück!): Der kecke Theo (2013 Platz 44) und der förmlichere Theodor (Platz 117) sind im Aufwind.
Februar
Wer den Tod einstiger Größen verpennt hat, bekommt in den Jahresrückblicken noch eine Chance. So erfuhr ich erst jetzt, dass Shirley Temple gestorben ist. Da ich mich zur Zeit öfter unter Fans amerikanischer Namen umtue: warum nicht mal Shirley?! Das korkenziehergelockte Vorbild finde ich jedenfalls ganz charmant. Und noch mal Trauer im Februar: Giraffe Marius wird im Kopenhagener Zoo öffentlich geschlachtet und verfüttert. Ob auf die Tötung eines namenlosen Tiers oder eines mit nicht menschlichem Namen ebenso empört reagiert worden wäre?
März
Interessante Künstlernamen beim Grand-Prix-Vorentscheid: MarieMarie (zweimal der Topname hält besser?), Madeline Juno (klingt nach moderner Erst- und Zweitnamenskombi) und Elaiza (gesprochen Ela-isa). Das Potenzial, Eltern zu inspirieren wie 2010 Lena Meyer-Landrut, dürfte aber gering sein. Einen spannenden Namen beschert uns auch die Oscar-Verleihung: Lupita, Nachname Nyong’o, ausgezeichnet als beste Nebendarstellerin.
April
Mit Peaches Geldof stirbt eines der am häufigsten zitierten Beispiele für Promis und ihre verrückten Kindernamen. Aufgefallen sind mir in diesem Zusammenhang noch mal die Namen von Geldofs Söhnen: Astala und Phaedra. Finde ich schön – für Mädchen. Etwas weniger Geldof’sche Varianten wären Asta und Fedra. Ein Mann der Stunde war 2014 der tunesisch-österreichische Schauspieler Elyas M’ Barek („Fack ju Göthe“), der im April mit einer Romy ausgezeichnet wurde. Ob Knud seiner Auswertung für Elias demnächst die Variante Elyas anfügen wird?
Mai
Die bärtige Lady Conchita Wurst rockt den ESC: ein Musterbeispiel für eine nicht stimmige Kombination von Vor- und Nachnamen, hier natürlich so gewollt. Seine Tochter sollte man hierzulande trotz des triumphalen Auftritts der Wurst lieber nicht Conchita nennen. Zwar soll der Name einen Verweis auf die Jungfrau Maria darstellen, durch die Medien ging aber seine Deutung als mehrdeutige Koseform („kleine Muschel“).
Juni
Felipe und Letizia werden König und Königin von Spanien. Ob’s ihren Namen – Letizia thronte bei uns zuletzt auf Platz 136 – Auftrieb gibt? Letizias „Problem“ sind natürlich die vielen Schreibweisen: Laetitia, Lätizia, Lätitia, Leticia … Dazu ist die Kurzform „Letty“ nicht jedermanns Geschmack, klingt nach Margarine.
Juli
Auch wenn dieser Text als eine Art Resterampe Dinge behandelt, über die wir noch nicht gebloggt haben: Das Thema WM darf nicht fehlen. Ich bin gespannt, ob Knuds Prognosen eintreffen. Dazu fällt mir noch der atemlose WM-Song ein, von der allgegenwärtigen Helene Fischer, die wohl nicht nur bei der unvermeidlichen Ice-Bucket-Challenge eine gute Figur gemacht hat. Eine Namenspatin für 2014er-Babys? Bislang liegt Helena vorn (Platz 48 vs. 83), was dem allgemeinen Hang zu Mädchennamen auf -a entspricht.
August
Ex-Hurrikan Bertha verhagelt uns den Sommer. Dem Namen dürfte es nicht geschadet haben: Bertha (schön: „die Glänzende“) hatte schon vorher keinen rechten Schlag bei Gebärenden. Doch vielleicht wird das ja noch mal anders?
September
Blacky Fuchsberger, eigentlich Joachim, ist tot. Und jetzt weiß ich endlich, woher der Entertainer und Edgar-Wallace-Hero seinen Spitznamen hat. Es gibt gleich zwei Begründungen: Während seiner Kriegsgefangenschaft wurde aus dem Einsatznamen Jackie versehentlich Blacky. Außerdem soll Fuchsberger alkoholisiert eine Sendung beim Bayerischen Rundfunk moderiert haben und vom Programmdirektor danach ermahnt worden sein, keine Blackies (Black & White-Whisky) mehr zu trinken.
Oktober
Da ich „The Voice of Germany“ nicht gucke, ist er mir erst dieses Jahr aufgefallen: der finnische Coach Samu Haber. Seinen Namen könnte ich mir gut als Alternative zu Samuel und „Säm“ vorstellen. Das Finale von „The Voice …“ gewann übrigens eine gewisse Charley Ann. Auch wieder in den Medien: Oscar Pistorius, der der mit c geschriebenen Form seines Namens einen unschönen Beigeschmack verleiht. Den Namen seines Opfers, Reeva, habe ich zuletzt tatsächlich auf Lieblingsnamenslisten gesehen. Hm …
November
Cayetana Fitz-James Stuart, besser bekannt als ziemlich durchgeknallte Herzogin von Alba, segnet das Zeitliche. Irgendwie erinnert mich ihr Name an Cataleya – findet vielleicht auch in die Hitlisten? Für Jungen: Cayetano, Cajetan.![]()
Dezember
Im Telegrammstil: Die belgische Königin Fabiola ist tot – die blutjunge Kinderrechtlerin Malala Yousafzai aus Pakistan erhält den Nobelpreis – die Monaco-Babys heißen Gabriella und Jacques. Vielleicht auch ein gutes Zeichen für den Namen Gabriela, über den meine Kollegin Gaby öfter stöhnt („schreiben alle mit e am Ende“)?
Ach ja: die Babys, die in diesem Jahr in meinem Umfeld geboren wurden, heißen Anna, Ben, Daniel, Finja, Janne, Jelle, Lara, Lennard, Luise und Moritz (eventuelle Zweitnamen: geheim). Und bei Ihnen?