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Channel: Annemarie Lüning | Beliebte Vornamen
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Überraschungssieg für Emma

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Weihnachten? Für Knud Bielefeld (47) nur zweite Liga. Zwar genießt er die Feiertage mit seiner Familie, mit viel Lego und Playmobil für den Sohn, gutem Essen und liebem Besuch. Gedanklich ist Bielefeld unterm Baum aber schon ein paar Tage weiter. Schließlich veröffentlicht der „Vornamenhobbyist“ aus Ahrensburg kurz vor dem Jahreswechsel seine Hitliste der beliebtesten Vornamen Deutschlands – alle Jahre wieder.

181.300 Geburtsmeldungen wertete Bielefeld mit seinem Team dieses Mal aus, das sind 27 Prozent aller 2014 in Deutschland geborenen Kinder. Mit einer Überraschung selbst für den Vornamensexperten: Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen wurde Mia, seit 2009 Deutschlands beliebtester Mädchenname, von Emma aus dem Feld geschlagen. Bei den Jungen blieb es beim Vorjahressieger, Ben.

Ben und Emma sind die beliebtesten Vornamen des Jahres 2014

Annemarie Lüning: Du hast in den letzten Tagen deiner Liste der beliebtesten Vornamen den letzten Schliff gegeben. Wie sah das aus?

Knud Bielefeld: Überwiegend habe ich nicht mehr Zeit investiert als sonst. Am 28. Dezember war es allerdings ein richtiger Achtstundentag. Die Hitliste wird zwar auf Knopfdruck ausgeworfen, es mussten aber noch Daten eingepflegt werden, und die Qualitätssicherung ist immer wichtig. Das Verhältnis der pro Bundesland erfassten Geburten zur Einwohnerzahl muss ausbalanciert sein. Ja, und dann kommen natürlich ab dem 29. etliche Medienanfragen.

AL: Gibt es immer gleich viele Anfragen – oder gar immer mehr?

KB: Im letzten Jahr ist Michael Schumacher einen Tag vor Veröffentlichung der Hitliste verunglückt, das Thema war dann natürlich drängender. Sonst gilt aber schon: Namen interessieren jeden. Manche Menschen haben sogar regelrecht Angst, dass ihr Lieblingsname zu häufig werden könnte.

AL: Zu Recht?

KB: Wie schlimm es wirklich ist, Namensvettern zu haben, muss jeder für sich entscheiden. Es gibt durchaus den Trend zum besonderen Kindernamen, daneben aber auch etliche andere Trends. Ungewöhnlichere Namen wie Theofania oder Filibert werden übrigens öfter in Geburtshäusern als in Kliniken vergeben. Statistisch gesehen häufen sich aber auch die Emmas nicht: Nur eins von hundert Kindern heißt so. Und es kann genauso der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass sich in einer Schulklasse drei Lenas treffen.

AL: Von wie vielen Kindern sprechen wir tatsächlich, wenn es um Platz 1 geht – oder um Platz 500?

KB: Hochgerechnet tragen etwa 8.000 Kinder des Jahrgangs 2014 den beliebtesten Vornamen und etwa 50 bis 100 einen auf Platz 500.

AL: Was rätst du Eltern, die allzu häufige Namen meiden wollen?

KB: Jedes zweite in diesem Jahr geborene Mädchen hat einen Namen aus den Top-56, jeder zweite Junge einen aus den Top-58. Ab diesen Platzierungen kann man nicht mehr von häufig sprechen.

AL: Du hast Neymar zum Namen des Jahres erkoren. Wie kam es dazu?

KB: Neymar schafft es bislang zwar nur in die 2.500 beliebtesten Namen Deutschlands, hat aber sicher das Zeug dazu, weiter aufzusteigen: Namen mit Ypsilon liegen im Trend. Besonders spannend finde ich, dass dieser in Deutschland neue Name sich so gut auf eine aktuelle Quelle – die Fußball-WM und den brasilianischen Starspieler Neymar – zurückverfolgen lässt.

AL: Die Gewinnerin der aktuellen Hitliste ist Emma. Wann hat sich das abgezeichnet?

KB: Noch im Sommer habe ich damit gerechnet, dass wieder Mia und Ben aufs Siegertreppchen steigen. Dann hat Emma aber stark aufgeholt, während Mia seltener vergeben wurde. Emmas Sieg ist momentan zwar hauchdünn, doch wenn sich der Trend fortsetzt, hält sie ihren Platz 2015, und zwar souverän.

AL: Wo hat sich sonst noch etwas getan?

KB: Jedenfalls nicht bei den Zweitnamen, hier beobachte ich noch weniger Bewegung als bei den Erstnamen. Man könnte ja denken, dass Eltern sich beim zweiten Namen austoben, dem ist aber nicht so. Namen mit dem Anfangsbuchstaben E gehen gerade sehr gut: Emma, Elias, Emilia, Ella und Emil. Aber auch Anni/Annie/Anny zählt zu den Aufsteigern 2014. Nach der Erfahrung mit Emma schließe ich nicht aus, dass Ben 2015 abgelöst wird – vielleicht von Luis/Louis, Henri/Henry oder Elias.

AL: Du erfasst derzeit 27 Prozent aller Geburten. Reicht das, oder möchtest du noch mehr?

KB: Wenn ich einen Wunsch frei hätte: natürlich 100 Prozent. Das wird aber schon deshalb nicht klappen, weil ich überwiegend auf die Meldungen von Geburtskliniken angewiesen bin und nicht alle Eltern die Namen ihrer Kinder veröffentlichen lassen. Außerdem ist es natürlich eine Frage von Aufwand und Kosten. Für die Regionalstatistiken würde es sich lohnen, nach und nach etwas aufzustocken, das habe ich auch vor.

AL: Wenn du tatsächlich 100 Prozent aller Babys in deiner Datenbank hättest …?

KB: … würde sich die Hitliste sicher nicht signifikant ändern. Vielleicht würden Emma und Mia wieder ihre Plätze tauschen, und statt Platz 6 würde Anna Platz 4 erreichen und Lena Platz 9 statt Platz 7. Keinesfalls aber würde Anna auf Platz 30 landen, die Tendenz würde bestehen bleiben.


Auf Emmas Spuren

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„Emma!!!“ Mit diesem verzückten Ausruf schnappte in der amerikanischen Sitcom „Friends“ einst eine frisch gebackene Mutter ihrer besten Freundin den Lieblingsnamen weg. Das war im Frühjahr 2002, in Deutschland wurde die Folge 2003 ausgestrahlt und trug sicher ihr Quäntchen zum Emma-Revival bei. Die Namen von Emmas Eltern, den eigentlichen Stars der Serie, hätten hier nie funktioniert: Rachel und Ross – zu nahe liegen „Rache“, „Rachen“, „Ross und Reiter“. Der Name der Tochter dagegen traf ins Schwarze, auch wenn es noch über zehn Jahre dauern sollte, bis es hieß: Emma ist Deutschlands beliebtester Mädchenname.

Doch eine Spurensuche rund um Emma und ihren Erfolg muss früher ansetzen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Name schon einmal sehr beliebt, um dann in tiefste Tiefen abzustürzen. Als Alice Schwarzer 1977 ihr feministisches Magazin „Emma“ taufte, war der Name für Kinder praktisch nicht mehr existent. Schwarzer schreibt dazu auf der Emma-Website:

„Die ursprüngliche Idee war von einem Mann, er schlug EMA vor (wie Emanzipation). Ich machte EMMA daraus. Dieser Vorname war damals fast vergessen (jetzt ist er ja wieder in Mode). Mir gefiel an dem Namen das klassisch Weibliche, das Runde, das Gestandene. Und: Dass der Name EMMA einfach das Gegenteil war von den erwarteten Klischees.“

Vom Magazin zum Kind, das gibt es übrigens auch: Ein Kollege hat mir verraten, dass eine bei der Gynäkologin ausliegende Nummer der EMMA den Anstoß für den Namen seiner Tochter gab (geboren 2008).

Emma Buchstaben

Welche Eltern die Avantgarde stellten, die Emma zuerst wiederbelebte – es wird wohl nicht mehr zu ermitteln sein. Lange Jahre wäre die automatische Reaktion auf ein „Sie heißt Emma“ wohl „Das arme Kind!“ gewesen. Der heute fast wieder romantisch klingende Begriff „Tante-Emma-Laden“ war ursprünglich nicht eben nett gemeint: Emma war die einfache alte Frau von nebenan, die mit wenig professionellem Anspruch Gemischtwarenhandel betrieb – so wie Minna (2014 auf Platz 496) das klassische Dienstmädchen war. In Österreich gab es noch bis 2005 kleine Läden namens Emma, betrieben von der Rewe-Tochter Billa.

Emmas erneuter Aufstieg begann Mitte der 90er. Viele der alten Emmas waren verstorben, ihre Läden geschlossen. 1996/97 gab es dann gleich zwei sehenswerte Verfilmungen des Romans „Emma“ von Jane Austen, eine Kinoversion mit Gwyneth Paltrow und eine fürs Fernsehen mit Kate Beckinsale in der Titelrolle. Nur wenig später, ab 2001, kam Jahr für Jahr ein neuer „Harry Potter“ in die Kinos, mit der hübschen Emma Watson als Hermine. Und noch ein Namensvorbild aus der Welt des Films: Die Deutschamerikanerin Emma Tiger Schweiger (man beachte den Reim von Zweit- und Nachnamen) wurde 2002 geboren und war dank Papa Til schon wenige Jahre später in „Keinohrhasen“ und weiteren Streifen zu sehen.

Besonders spannend an Emma finde ich, dass sie polarisiert, auch heute noch. Das Bild der alten Tante – Emma hat es nicht ganz abgeschüttelt, vor allem nicht in den Augen von Menschen, die zwar selbst nicht mehr Eltern werden, aber dafür umso rigoroser über die Namenswahl der jüngeren Generation urteilen. Mit Emma kann man Oma oder Opa noch so richtig schocken. Auf der anderen Seite passt der weiche Klang von Emma hervorragend in die aktuelle Namensmode, Widerhaken und Stolpersteine wie bei Erna oder Edna sucht man bei ihr vergebens. Tatsächlich sind die aktuellen Mädchen-Top-10 sogar fest in der Hand der „Em-Namen“: mit Emma auf Platz 1, Emilia auf der 5 und Emily auf der 9. Emma ist auch in den USA sehr beliebt: 2013 stand Emma dort wie damals auch in Deutschland auf Platz 2 der Hitliste. Im englischsprachigen Raum funktioniert sie ebenso wie in Skandinavien, und vielleicht ist genau das ihr Geheimnis, das sie aus der Menge weniger beliebter alter Namen heraushebt.

Generation Denglish

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Gerade gelesen in einer Vornamensdiskussion im Netz:

„Ist XY nicht ein türkischer Name? Das geht gar nicht, würde ja auch nicht zum Nachnamen passen.“

Okay. Wenn ich auch finde, dass es durchaus türkische Namen gibt, die zu deutschen Nachnamen passen, – aber so was ist natürlich nicht jedermanns Sache. Was ich an obiger Aussage so frappierend finde: Sie stammt von einer deutschen Mama, die gezielt nach amerikanischen Namen sucht. Passt Brian besser zu MüllerMaierSchulze als Cem?

Namensfrage © Piotr Marcinski - Fotolia

Foto © Piotr Marcinski – Fotolia

 

Natürlich haben Amis hierzulande ein anderes Image als Türken, ihre Namen sind auch durch Filme und Serien vertrauter fürs Ohr. Mehr und mehr habe ich aber das Gefühl, dass Ami-Namen wie Jayden oder Maddox mittlerweile komplett assimiliert sind (Achtung, Fremdwort, hat nichts mit „assi“ zu tun!). Wenn im eigenen Umfeld englisch auszusprechende Kindernamen sehr verbreitet sind, wirken sie auf den einen oder die andere vielleicht ebenso „deutsch“ wie Andreas oder Sabine. Nur modischer eben.

Man könnte den Sprachmix als Zeichen von Weltoffenheit deuten (nur schade, dass er so selektiv ist). Trotzdem, ich tue mich schwer damit, wenn ich mitten im Namen etwa von englischer auf deutsche Aussprache umschwenken muss. Jaylen Johannsen wäre so ein Fall einer „denglishen“ Namenskombination – erst ein englisches J, dann ein deutsches. Oder Jeremy Michael Meyer, Shania Susanne Linda Braun: Bei anderssprachigen Vornamen funktioniert die schöne Tradition, Eltern- oder Patennamen anzuhängen, nicht so recht. Bei Zweitnamen wie Michael oder Frank weiß man zudem nicht, ob man nicht „Maikel“ und „Fränk“ sagen soll.

Ich finde: Wenn überhaupt ein englischer Name, dann einer, wo die Aussprache im Deutschen möglichst ähnlich ist. Und auf keinen Fall einer, der auch deutsch gesprochen geläufig ist. Zum Problem würde etwa eine Kathleen, die englisch gesprochen werden soll. Bevor man seinen Sohn Eugene nennt, sollte man auch bedenken, ob Oma und Opa die gewünschte Aussprache hinkriegen.

In meiner Schulzeit gab es auch mal coole „Larrys“ oder „Stevies“, doch diese Namen wurden niemandem zur Bürde: Es waren nur Spitznamen für Jungs namens Lars oder Stefan und konnten von diesen nach Belieben wieder abgelegt werden. Es gab schon einmal eine Ära, in der englisch-amerikanische Namen sehr beliebt waren, deutscher Nachname hin oder her. Peggy, Ronny, Kenny und Konsorten kennzeichneten später ziemlich genau die Herkunft ihrer Träger. Sind sie die Wegbereiter der neuen Modenamen?

Schreib wie du sprichst?

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Als Mutter einer Erstklässlerin horche ich auf, wenn über Methoden des Schreibenlernens diskutiert wird. Immer vorn dabei: „Schreib wie du sprichst“. Über das Für und Wider will ich mich hier nicht auslassen, aber: Ich entdecke Parallelen in der Welt der Vornamen. Siehe zum Beispiel Schaklin. Entspricht es einem gesamt-(?) gesellschaftlichen Bedürfnis, Fehlern vorzubeugen oder diese regelrecht salonfähig zu machen? Das Kind schreibt „füa“ statt „für“ und tituliert den österlichen Eierboten mit „Ostahase“, und die Eltern dürfen daran – über Jahre – ebenso wenig Kritik üben wie am Namen des Nachbarjungen, der Jeyden heißt.

Wobei ich mich frage, warum es überhaupt ein fremdsprachiger Name sein muss, wenn man eine falsche Aussprache oder Schreibweise fürchtet. Macht mich dieser Gedankengang schon zum starrköpfigen Snob, der mit „Das gab’s noch nie und sollte es auch nie geben“ argumentiert? Vielleicht steckt aber auch etwas anderes hinter eigenwilligen Namensvarianten. In Onlinedebatten lese ich öfter „Uns gefällt das so aber am besten“ – alle (berechtigten) Einwände, dass die Kreation Schwierigkeiten bereiten könnte, in den Wind schlagend. Auch schon dagewesen: „Ja, wir wissen, dass der Name eigentlich … geschrieben wird, aber so heißt schon der Sohn unserer Freunde, deshalb haben wir ihn abgewandelt“. Aha. Die Eltern haben die Macht, und es geht (fast) alles?!

Mancher hat wohl einfach keinen Blick für Rechtschreibung in puncto Namen. Wie oft habe ich schon (nicht in Namensdebatten natürlich!) „Pipi Langstrumpf“ gelesen … Auch in gewissen Namensthreads im Netz häufen sich Fehler. „Wie wers mit Danken?“, schlägt eine Schreiberin vor. Vermutlich war Duncan gemeint. Jeremaia, Jermemy, Maxinilian, Lynoel, Jonthan – lauter Fundstücke aus den vergangenen Wochen. Gut möglich, dass sogar aus versehentlichen Buchstabendrehern wohlmeinender Ratgeber der eine oder andere neue Name hervorgeht.

Nun ist es ja nichts Besonderes, dass es Namen in verschiedenen Schreibweisen gibt. In meiner Generation etwa Kathrin, Katrin oder Catrin. Katharina oder Katherina. Heute scheint mir das nur irgendwie … aus dem Ruder gelaufen?! Übrigens gilt für die teilweise so beliebten aus dem englischen Sprachraum entliehenen Namen dasselbe: Es existieren verschiedene Schreibweisen nebeneinander. Steffi Graf und Andre Agassi nannten ihren Sohn im Jahr 2001 Jaden, Britney Spears zog 2006 mit Jayden nach.

Es gibt Connor und Conner, Colin und Collin, Aidan und Aiden, Taylor, Tayler und Tyler und noch viele mehr. Ich muss zugeben, dass ich ohne eingehendere Recherche selbst nicht weiß, welche Form „richtiger“ oder im Ursprungsland häufiger ist als die andere. Und doch weiß ich ziemlich genau, welche Version mir „eingedeutscht“ vorkommt und darum bei uns (noch) weniger gut vergebbar als die andere … Also doch ein Snob?! Festzuhalten bleibt, dass es angesichts der Vielfalt der schon existierenden Formen eigentlich nicht nötig sein dürfte, noch welche dazuzuerfinden. Oder?

Alles Rainer Wahnsinn, Kinder

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Nun also auch Nutella. Zwei Jahre nach der „Meine Coke“-Aktion bewirbt die allseits beliebte Nussnougatcreme mit viel Tamtam personalisierbare Etiketten. Und was soll ich sagen … musste ich natürlich haben (siehe Bild). Dabei mag ICH das Zeug nicht mal sonderlich. Aber die Namen meiner Lieben – hach ja!

Nutellagläser mit Vornamensetiketten

Und dann: die Plakatwerbung zur Nutella-Aktion. Ich weiß nicht so recht, wie ich derartige Wortspielereien finden soll: „Frühstück mit Tiffany“. „Rainer Wahnsinn“. Überhaupt, wer heißt schon Tiffany? Rainer könnte man immerhin noch als Verweis darauf sehen, dass auch die Kinder von gestern (oder vorvorgestern) den braunen Aufstrich mögen. Vor allem aber sind mir, Nutellas Kampagne sei Dank?!, die Alle-Kinder-Witze wieder eingefallen, die die Nutella-Werbung an Kühnheit allerdings weit übertreffen. Überraschenderweise gibt es zu diesem Relikt aus den 80ern im Netz umfangreiche Sammlungen. Die Namen waren schon damals eher oll:

– Alle Kinder essen Schnitzel, nur nicht Susanne, die liegt in der Pfanne.
– Alle Kinder rennen über die Straße, nur nicht Rolf, der klebt am Golf.
– Alle Kinder stehen um das brennende Haus, nur nicht Klaus, der schaut raus.

Ganz schön derb. Mein persönlicher Favorit bleibt aber: „Alle Kinder heißen Peter, nur nicht Hans, der heißt Franz.“ Ob diese Sprüche wohl einst zum Mobbing (das damals noch nicht so hieß) genutzt wurden? Sollten Eltern bei der Namenswahl auch an (womöglich Alle-Kinder-taugliche) Reime denken? Und: Ob die Kinder von heute wohl noch über solche Reimereien lachen?

Für alle Fälle könnte man den verwendeten Namen mal ein Upgrade verpassen. Ich hätte da ein paar Vorschläge:

– Alle Kinder schwänzen die Schule, nur nicht Fynn, der ist schon drin.
– Alle Kinder heißen Ben, nur nicht Leo, der heißt Theo.
– Alle Kinder haben gute Zähne, nur nicht Stella, die löffelt Nutella.

Mein seltener Name und ich: Merlin

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Unisex-Namen, die Mädchen ebenso tragen können wie Jungen, haben ihre eigene Fangemeinde, aber auch ihre Tücken. Noch kniffeliger wird es eigentlich nur, wenn man einen Unisex-Namen trägt, bei dem alle Welt überzeugt ist, ihn eindeutig zuordnen zu können. So wie die 22-jährige Merlin aus München. „Jeder, der meinen Namen liest, geht davon aus, dass ich ein Mann bin. Es gab schon mal überraschte Blicke bei einer Bewerbung, und ich werde regelmäßig als ‘Herr’ angeschrieben. Auch in der Schule haben neue Lehrer erst mal gefragt: ‘Wer von euch ist denn der Merlin?’“

Um ihre Erstgeborene als Merlin eintragen zu lassen, brauchten ihre Eltern einen eindeutig weiblichen Zweitnamen. Die Wahl fiel zunächst auf Dana. „Wegen der Bedeutung ‘Geschenk Gottes’. Meine Mutter hatte sich immer Kinder gewünscht, aber es stand im Raum, dass sie vielleicht keine bekommen könnte.“ Da aber auch Dana männlich sein kann, musste noch ein dritter Vorname her: Isa – mit der vermutlich nicht ganz ernst gemeinten Ableitung vom Fluss, an dem Merlins Heimatstadt liegt. Und woher kommt nun Merlin? Die Antwort überrascht: Merlins Eltern sind nicht etwa Fans der Artussage oder der Disney-Version „Die Hexe und der Zauberer“ (1963), sondern waren beeindruckt von der jamaikanischen Leichtathletin Merlene Ottey, deren schönen Vornamen sie quasi eingedeutscht haben.

Vorname Merlin

Auch im Netz findet sich heute mancher, der es einfach wunderschön findet, wie Merlin klingt, wenn der Name auch meist bei Jungen eingeordnet wird. Überwiegend haftet ihm aber doch ein „geheimnisvolles“ Märchen-und-Mythen-Image an, was die einen lieben und die anderen hassen: „Der Name gehört in die Zauberwelt und da sollte er auch bleiben.“ – „Es will doch auch keiner Aschenputtel oder Schneewittchen heißen.“ Typisch auch: „Die Katze von einem meiner Rollenspielcharaktere heißt so.“

Merlin mag ihren Namen „eigentlich sehr gern“ und hat es am liebsten, wenn er mit langem i gesprochen wird: „Das klingt weiblicher.“ Die häufigen Verwechslungen mit dem anderen Geschlecht nerven sie aber schon, ebenso wie die Zweifel: „Nennst du dich nur so oder …?“. Und die ewig gleiche Leier: „Hex uns doch mal was vor. Jeder scheint zu denken, er sei der Erste, der mich darauf hinweist, dass ich wie der Zauberer heiße.“ Beim Ausgehen nutzt sie manchmal „irgendeinen anderen Namen“, weil sie keine Lust auf Fragen und Sprüche hat. Anders heißen wollte sie trotzdem nie. „Höchstens ganz kurz in der Grundschule, als ich ein Mädchen beneidet habe, dass es wie Vanessa von den ‘No Angels’ hieß.“ Sonst war sie „immer eher stolz“ auf ihren Namen. „Wir hatten zeitweise drei Sophias in der Klasse. So was hätte mich sehr gestört.“

Merlin hat zwei jüngere Geschwister, Marian und Merit. Ihr Bruder wird meist nur Mari genannt, das findet sie schade und ist froh, dass ihr Name gut ohne Kurzform auskommt. Für eigene Kinder würde sie auch gerne einmal „eher ausgefallene“ Namen aussuchen. Allerdings gefallen ihr aktuell zwei Namen besonders gut, die so gar nicht selten sind: Lotta und Emma.

Auch an den Nachnamen denken – Vornamen-Interview mit Dieter Richter

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Ein schöner Vorname – aber harmoniert er auch wirklich mit dem Nachnamen? Dieter Richter plädiert dafür, diese Frage bei der Namenswahl nicht außer Acht zu lassen. Vielleicht auch deshalb, weil der Bremer mit fränkischen Wurzeln bei seinem eigenen Namen ein gewisses „Klappern“ bemerkt. Was er damit meint, verrät er in unserem Vornamen-Interview. Der Germanist und Autor war auch schon als Namensforscher tätig: in Süditalien, wo er den Trend zum individuelleren Namen bestätigt fand.

Dieter Richter

Wie lautet Ihr vollständiger Vorname?

Dieter.

Wie werden Sie genannt?

Dieter. Die Italiener sagen Di-eter. Jedenfalls diejenigen, die mich nicht näher kennen. Weil man doch im Italienischen „so spricht, wie man schreibt“, also jeden Buchstaben einzeln ausspricht. Außerdem ist ihnen der Name gänzlich fremd, sie verwechseln ihn manchmal mit einem englisch ausgesprochenen Peter. Und immer wieder werde ich gefragt, was dieser Name „bedeute“. Ich gebe dann die halbrichtige Antwort, es sei die deutsche Kurzform von „Teodorico“, also Theoderich. Auf eine andere, typisch (süd-)italienische Frage muss ich allerdings passen: Wann ich Namenstag habe.

Mögen Sie Ihren Vornamen?

Den Gesamtklang von „Dieter Richter“ finde ich nicht so glücklich. Metrisch sind das zwei aufeinanderfolgende Trochäen, also je eine lang und eine kurz gesprochene Silbe im Wechsel. Simpel gesagt: das klappert. Außerdem enthalten die vier Silben auch noch abwechselnd die beiden gleichen Vokale, das verstärkt das Klappern.

Wie würden Sie lieber heißen?

Mein Name, das bin ich.

Wissen Sie, warum Ihre Eltern Sie so genannt haben?

Der Name stand damals auf der Skala der beliebten Vornamen ziemlich weit oben. Es war die Zeit des Nationalsozialismus, und Dieter galt als „germanischer“ Name, ähnlich wie Günther oder Siegfried. Meine Eltern waren zwar keine Nazis, aber natürlich vom Geist der Zeiten und den entsprechenden Namensvorlieben nicht unbeeinflusst. Außerdem gab es in unserer Familie keine „Namenstraditionen“, ich bin familiär der erste Träger des Namens. Dass ich nur einen einzigen Vornamen trage – was ich immer ein bisschen bedauert habe –, verdanke ich einer Marotte meines Großvaters mütterlicherseits. Der war ein Anwalt des „Praktischen“: Mehrere Vornamen seien „unpraktisch“, man könne doch nichts Rechtes damit anfangen und brauche nur länger, wenn man Formulare ausfüllen müsse.

Wie heißen Ihre Kinder?

Nicolas und Pavel.

Wie sind Sie auf die Namen gekommen?

„Nicolas Richter“ ist metrisch ganz anders als mein eigener Name, nämlich ein Daktylus plus ein Trochäus, ergibt also eine schöne, ausschwingende Melodie. Außerdem kommt kein R vor, weil ja der Nachname bereits zwei Rs hat und die sich schlecht sprechen. Pavel hat ebenfalls einen weichen Klang und – eher durch Zufall – einen familiären Bezug: Sein Großvater hieß Paul.

Wann haben Sie sich für die Namen entschieden?

Kurz vor der Geburt der Kinder.

Was interessiert Sie am Thema Namen besonders?

Namen machen mich immer neugierig, denn sie verraten einiges über die räumliche, die zeitliche und die soziale Herkunft eines Menschen. Das war bis vor etwa zwei Generationen eklatant, gilt aber mit Einschränkungen auch im Zeitalter der Globalisierung. Ich habe vor einiger Zeit in einigen Dörfern in Süditalien Namensforschung betrieben, dabei sämtliche Vornamen ab 1900 ausgewertet. Mit dem Ergebnis, dass lokale und familiäre Namenstraditionen mehr und mehr verschwinden und stattdessen die Eltern sich für einen „originellen“ Namen entscheiden wollen. Das spiegelt recht genau den Prozess der Individualisierung in der Moderne. Während Namen in früheren Zeiten Erinnerungen an andere Träger des gleichen Namens auslösen sollten, sollen sie heute das Kind als Individuum charakterisieren, sozusagen einzigartig machen. Dass sich das Kind dann später mit seinem Namen unter irgendwelchen „Top Ten“ wiederfindet, also alles andere als „individuell“ ist, steht auf einem anderen Blatt.

Welche drei Namen aus den aktuellen Top 50 gefallen Ihnen am besten?

Bei den Mädchen Clara, Julia und Emma; bei den Jungen Felix, Leo und Paul. Den Leo würde ich allerdings lieber Leopold nennen, Abkürzungen stellen sich von selber ein.

Was würden Sie Eltern auf Namenssuche raten?

Ich habe den Eindruck, dass sich viele Eltern zu sehr auf den Vornamen des Neugeborenen konzentrieren und wenig darauf achten, ob dieser metrisch und klanglich zum Nachnamen passt. Aber das Kind wird ja schließlich erwachsen und stellt sich dann mit beiden Namen vor, und ein schön klingender Name kann eine gute sonore Visitenkarte sein.

Mein seltener Name und ich: Amrei

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Dass Amrei (knapp 20) aus München mir von den Erfahrungen mit ihrem Namen berichtet, freut mich ganz besonders. Echte Namensfreaks können sich schon denken, weshalb, allen anderen sei verraten: Amrei ist eine eher in Süddeutschland sowie in der Schweiz gebräuchliche Kurzform meines Vornamens, Annemarie, und passt somit eigentlich sehr gut in den aktuellen Trend, Koseformen als eigenständige Namen zu vergeben – siehe etwa Leni.

Obwohl sie ja im Süden lebt, trifft Amrei häufig auf Menschen, die ihren Namen überhaupt nicht einordnen können. „Ich werde immer mal wieder gefragt, ob ich Türkin bin oder aus Skandinavien stamme.“ Wenn sie dann erklärt, wie sich ihr Name ableitet, gibt es verblüffte Gesichter: Ach so! Der ungewöhnliche Klang, die seltene Endung, die man sonst fast nur vom Namen Marei kennen könnte, prägen sich schwer ein: „Egal, wie oft ich ihn schon gesagt habe, ich werde doch immer wieder mit ‘Ambrei’ oder ‘Amrhein’ angesprochen. Im Ausland tut man sich auch schwer mit meinem Namen.“ Zum Glück gibt es aber auch Leute, die verstehend nicken, wenn sie sich vorstellt. Amrei hat auch selbst schon einige Amreis getroffen. „Ein paar heißen sogar nach mir – Töchter von Bekannten meiner Eltern.“

Mein seltener Name und ich

Amreis Nachname ist ein sehr gängiger männlicher Vorname. „Das führt öfter dazu, dass man Amrei für meinen Nachnamen hält und ich als Herr angeschrieben werde.“ Sie hat noch einen zweiten Vornamen, Johanna, den ihre Eltern ihrem Rufnamen vorangestellt haben, weil ihnen der Klang so besser gefiel. Lustigerweise kennt sie sogar ein Mädchen, das umgekehrt Amrei Johanna heißt. Amrei wuchs als „Sandwichkind“ mit zwei Schwestern auf: Louisa und Marie. Dass sie mit Abstand den seltensten Namen trägt, war nie ein besonderes Thema. „Wir haben das einfach so hingenommen.“

Amrei ist zufrieden mit ihrem Namen: „Ein bisschen speziell, aber ich mag ihn.“ Insbesondere ist sie froh, dass er nicht so häufig vorkommt wie in ihrer Generation etwa Lara, Lisa oder Julia. Im Netz fand ich den Kommentar, Eltern aus Kiel mit sehr norddeutschem Nachnamen (was wäre das überhaupt?) sollten besser die Finger vom Namen Amrei lassen: „Passt einfach nicht“. Wirklich nicht? Für mich steckt im Namen Amrei – der auch als Amrai oder Amrey vorkommt – nichts, was ihn auf den Süden festlegt, rein klanglich gesehen. Auch wenn es in Bayern vermutlich ein paar mehr Menschen gibt, die von irgendwelchen Cousinen zweiten Grades oder Urgroßtanten alte Annemarie-Varianten wie Anmie, Annemirl oder Amrei kennen.


Frech wie Oskar

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„Wir hätten gern was Freches“, so oder ähnlich lese ich es immer mal wieder, wenn im Netz nach dem einzig wahren Kindernamen geforscht wird. Finde ich sehr interessant. Ob man wohl feststellen könnte, wann der Wunsch nach frechen Namen – die schon damals so empfunden wurden – aufgekommen ist? In den antiautoritären 70ern vielleicht? Und ebbt der Wunsch womöglich je nach weltpolitischer Lage mal wieder ab? Jedenfalls: Heute behauptet er sich wacker zwischen „Wir suchen was Traditionelles“, „Wir suchen was Individuelles“ und „Hauptsache Englisch!“.

Mir scheint die Suche nach dem frechen Namen viel über die Eltern in spe und das Kind, das sie sich erträumen, auszusagen: Sie wollen keinen angepassten kleinen Alexander, keinen Cello spielenden Constantin, keine emsig über ihre Englischnoten wachende Elisabeth und auch keine romantisch-verträumte Rosalie. Stattdessen gewünscht: Kinder, die sich nicht die Butter vom Brot (oder den letzten Luftballon bei McDonalds) wegschnappen lassen, für die das ganze Jahr 1. April ist, die sich einen Sport daraus machen, Lehrern zu widersprechen, und die später mal mehr oder minder erfolgreiche Comedians werden. Okay, das Letzte war jetzt etwas übertrieben.

Frecher Junge © grafikplusfoto - Fotolia

Foto © grafikplusfoto – Fotolia

Doch was macht einen „frechen Namen“ frech? Auf jeden Fall ist er nicht vielsilbig: Fritzi ist für ein Mädchen um ein Vielfaches frecher als Friederike und Maximilian deutlich gesetzter als sein (Fast-)Namensvetter Max. Kurzformen passen ziemlich gut ins Schema (Pepe, Fiete, Tom, Nick, Jette, Pippa), Skandinavisches und Lindgren-Namen auch: Mats, Lasse, Michel, Ronja, Lotta, Madita. Oder: Luzie wie in „Luzie, der Schrecken der Straße“, Zora wie in „Die rote Zora“ und natürlich Moritz wie in „Max und Moritz“. In dem Fall sind es auch die prominenten Vorbilder aus Kinderbüchern und -filmen, die den Namen ihr besonderes Flair verleihen. Noch mehr freche Namen bietet ein spezielles Ranking auf onomastik.com. Auf der Gegenseite, bei den „lieben“ Namen, steht dort übrigens nur Weibliches. Einzige Ausnahme: der biedere Berndt.

Oskar gehört auf jeden Fall in die Riege der Frechlinge. Laut dem „Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten“ ist ungeklärt, woher die Wendung „Frech wie Oskar“ stammt. Ein Quell könnte die Umgangssprache Berlins sein und ein mögliches Vorbild der Kritiker Oskar Blumenthal (1852-1917), aber auch ein Leipziger Jahrmarktsverkäufer namens Oskar Seifert. Vielleicht aber auch einfach das jiddische Wort für frech: „ossik“. Fest steht: Seit Mitte der 90er Jahre findet der Name Oskar laufend mehr Freunde. Zuletzt erreichte er in den deutschlandweiten Charts Platz 24 und schaffte es in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen Links sogar in die Top-Fünf.

Sofi-Baby, schau nicht in die Sonne!

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Aus aktuellem Anlass fiel mir heute der allererste Text wieder ein, den ich je über Vornamen geschrieben habe. Er entstand schlappe 13 Jahre bevor ich bei beliebte-Vornamen.de meinen Einstand hatte, im August 1999, und trug den Titel „Sofi-Baby“. Ja, Sofie ohne e. Thema war natürlich die „SoFi“ genannte totale Sonnenfinsternis am 11.8.1999, die einen enormen medialen Wirbel auslöste und für die von Nostradamus gar „ein Schreckensfürst“ – der Weltuntergang?! – prophezeit worden war.

Ich stand damals offenbar unter dem Eindruck des Milleniums-Baby-Booms: Vierzig Wochen vor der Silvesternacht war, wiederum durch die Medien gepusht, der Run auf Babys losgegangen, die exakt zum Beginn des Jahres geboren werden würden. (Später gab es noch eine zweite Welle von Milleniums-Babys – die der zum Jahreswechsel gezeugten Kinder, die auch erheblich gewesen sein soll). Jedenfalls brachte ich Sonnenfinsternis und Baby zusammen und mutmaßte in meiner Glosse, dass im Zwielicht eines alles andere als normalen Mittwochmittags im August 1999 „Babys der Finsternis“ gezeugt worden sein könnten („Rosemary’s Baby“ lässt grüßen) – und dass sich schon bald „Tausende von Mädchen mit dem Buchstabieren ihres Vornamens plagen“ könnten: „Sofi – ohne e“.

Just in den Minuten, in denen ich dies schreibe, zieht wieder eine (wenn auch nur partielle) Sonnenfinsternis durch die Lande, die mir vor allem durch eine schriftliche Warnung unserer Schulleiterin („Kinder keinesfalls in die Sonne schauen lassen!“) ein Begriff ist. Der Schreckensfürst bleibt uns hoffentlich auch diesmal erspart. Und wenn auch mein Text von einst nicht ganz ernst gemeint war – ich musste doch schnell mal gucken. Und tatsächlich: Nachdem der Name Sophie bzw. Sofie in den Jahren 1998 und 1999 auf Rang 27 und 29 der beliebtesten Vornamen war, gab es im Jahr 2000 einen merklichen Sprung auf Platz 16. Sofi(e) – ich hab’s ja gewusst!

PS: Vielleicht ist das aber auch alles Quatsch, und der wahre Sofie-Boom wurde durch die Verfilmung des erfolgreichen Philosophie-Schmökers „Sofies Welt“ ausgelöst, die 1999 in die Kinos kam und durch ihre Thematik perfekt zur Stimmung jener Milleniumstage passte.

Vor- und Nachname zusammen, ein Gesamtkunstwerk fürs Leben

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Wenn’s hochkommt, stehen für ein Kind zwei Nachnamen zur Wahl: Mamas Name, Papas Name, that’s it. Das ist allerdings kein Grund, den Nachnamen bei der Namenssuche nicht weiter zu beachten. Tatsächlich kann er sogar das Zünglein an der Waage sein.

Sein Bart ist ellenlang, der Witz aber trotzdem nicht totzukriegen: Irgendjemandem fällt immer eine Claire Grube ein, wenn über verfängliche Namenskombinationen gesprochen wird („So heißt die Tochter vom Schwippschwager meiner Nachbarin, ehrlich wahr!“). Oder ein Axel Schweiß. Haha.

Ein Körnchen Wahrheit steckt aber doch darin: Vor- und Nachname zusammen sind eine Art Gesamtkunstwerk, das Ihr Kind über viele Jahre, oft sogar sein Leben lang begleitet. So verliebt Sie in einen Vornamen sein mögen, prüfen Sie das Zusammenspiel mit dem Nachnamen. Falls Sie zwischen mehreren Namen (oder Schreibweisen) schwanken, kann der Nachname ein guter Entscheidungshelfer sein. Dazu ein paar Gedankenanstöße:

13 plus 4

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13 Kinder, eine Vierlingsschwangerschaft, eine 65-jährige Mutter: An den Schlagzeilen um eine Berlinerin im Rentenalter, die derzeit Kind 14 bis 17 erwartet, kam man in dieser Woche kaum vorbei. Annegret heißt die Dame, die von Beruf Lehrerin und alleinerziehend ist. Viel wurde schon über sie gesagt und geschrieben, mich interessiert an der Story aber vor allem eines, mal abgesehen vom hoffentlich möglichst guten Ausgang: wie ihre (bisherigen) Kinder heißen.

Wie heißen Kinder in einer Großfamilie? Wird es nicht schwierig, sich immer wieder etwas Neues auszudenken, wo es anderen Eltern schon schwerfällt, sich für einen oder zwei Namen zu entscheiden? Gibt es ein Muster, das durchgehalten wird, Brüche oder klangliche Dopplungen? In den aktuellen Meldungen wird der Name der jüngsten Tochter erwähnt: Lelia, neun Jahre alt. Einige Medien haben ihren Namen auch in ein wohl geläufigeres „Leila“  „verbessert“. In einem Forum wird gehässig gemutmaßt: „Klarheit brächten die Namen der bisherigen 13 Kinder. Wenn Mandy, Jacqueline etc. dabei ist, dann passt die Story.“

Müssen kinderreiche – zumal aus dem Osten stammende – Eltern etwa bestimmte Namen vergeben, um die Erwartungen zu erfüllen? Dazu fällt mir eine offensichtlich recht populäre RTL II-Serie ein über eine (West-)Familie namens „Die Wollnys“ („Eine schrecklich große Familie“). Habe ich ehrlich noch nie gesehen, doch sie wurde schon öfter in Namensdiskussionen, die ich beobachtet habe, erwähnt. Hier gibt es immerhin acht Sprösslinge: Sylvana, Sarafina, Jeremy-Pascal, Sarah-Jane, Lavinia, Calantha, Estefania und Loredana. Für mich sind diese Namen zwar Geschmackssache – natürlich – und sicher nicht optimal aufeinander abgestimmt, aber doch halb so wild. Mit Lavinia zum Beispiel kommt man bestimmt gut durchs Leben. Außer vielleicht, wenn man auf „Die Wollnys“-Gucker trifft, die mit ihrem Hohn aber mehr über sich sagen als über alles andere.

Nach etwas Herumsuchen wirft das Netz auch die Namen der älteren Kinder der Vierlingsmutter in spe aus: Die Erstgeborene heißt Antje und ist 44, die Zweitjüngste Auda (23), ein Name, den ich von Jules Verne kenne und gerne mag. Dazwischen liegen nordisch-frisch und klar (gerade im Vergleich mit den blumigeren Wollnys) Ellen, Bjarne, Torben, Lieven (offenbar ein flämischer Jungenname), Tjard, Inken, Svea, Lennart, Velten und Ingvar. Irgendwo steht dazu auch ein Kommentar der Mutter: Ihr sei es wichtig gewesen, dass die Kinder „anders heißen als meine Schüler“. Das dürfte geklappt haben – ohne besondere Aufreger. Geht doch!

Die ihren Namen tanzen 2015

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Seit über einem Monat tanzen sie wieder, die Stars und Sternchen bei „Let’s Dance“ (freitags auf RTL) in der mittlerweile achten Staffel. Auffällig finde ich, dass beim Personal dieser Show, also Profitänzern, Jury und Moderatoren, Multikulti vorherrscht. Moderator Daniel Hartwich scheint (fast) allein auf weiter Flur. Was sich einerseits in sprachlich, na sagen wir: abenteuerlichen Kommentaren niederschlägt – Jorge Gonzalez muss man erlebt haben, auf Sylvie Meis könnte ich verzichten – und andererseits in einer besonders bunten Palette von Namen. Die der Kandidaten kommen ja noch hinzu.

Der Name der südafrikanischen Jurorin Motsi Mabuse, die eigentlich Motshegetsi heißt, wird sich hierzulande als Babyname sicher nicht durchsetzen. Interessanter finde ich diesbezüglich den Namen von Mabuses Schwester, die in dieser Staffel erstmals teilnimmt: Otlile. Wenn ich richtig gehört habe, spricht sich das wie die englischen Initialen „O.T.“ und ist durch diese Abweichung vom Schriftbild auch kaum deutschlandtauglich. Dafür erinnert Otlile mich aber an Ottilie, über die ich hier schon früher einmal geschrieben habe. Ich finde ja immer noch: Der Name, den Goethe der ernstzunehmenden Konkurrentin seiner Heldin Charlotte gab (beide enthalten die Silbe -ott-), verdient eine Renaissance. Seine eher an heutige Moden angepassten verwandten Formen Ottilia, Odilia und Oda sowieso.

Dancing couples colorful background © jiris - Fotolia.com

Grafik © jiris – Fotolia.com

Zum Namen des Kandidaten Hans Sarpei, wegen seines Talents auch „Tans“ gerufen, fällt mir eine Diskussion ein, die ich neulich auf Facebook verfolgt habe. Eingangsfrage einer Userin: „Wie würdet Ihr ein Schokobaby nennen?“; gemeint war ein Kind mit teilweise afrikanischen Wurzeln. Meine Meinung ist da: ganz normal, wie es den Eltern gefällt und zum Nachnamen passt. Am ehemaligen Fußballprofi Sarpei, in Ghana geboren und in Köln aufgewachsen, sieht man ja, dass man sich über die vermeintlich feste Zuordnung von Namen zu Haut- und Haarfarben („Der blonde Hans von der Reeperbahn“) ganz gut hinwegsetzen kann. Zuerst stutzt man wohl etwas, wenn man das Gesicht zum Namen sieht. Doch das geht vorbei. In Sarpeis Fall spielt dazu noch mit, dass der Name Hans einen Träger in Sarpeis Alter (38) hierzulande generell zum Exoten macht.

Weitere „Let’s Dance“-Namen, die mir aktuell gefallen, sind Oana (die rumänische (Jo-)Hanna), Vadim (slawisch) und Marius. Bei Enissa (arabisch, „Enießa“ gesprochen) bin ich unschlüssig, ob ich sie mag oder nicht. Ja, und dann habe ich mich angesichts des ausgeschiedenen Kandidaten Miloš Vuković gefragt, ob die – für deutsche Tastaturen und Leser einfachere – Schreibweise Milosch wohl zulässig wäre oder eine stillose Eindeutschung. Immerhin gibt es Janosch, abgeleitet von János, und Mikosch. Aber kann man Kessrin problematisch finden und Milosch oder Janosch ganz okay? Fragen über Fragen.

Alle lieben Milan – oder?

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Es gibt eine merkwürdige Dynamik in Namensforen. Plötzlich ploppen Namen auf, die man in seinem Umfeld gar nicht so oft hört, und bekommen von allen Seiten lebhaften Zuspruch. Kann natürlich an einer natürlichen Fluktuation der Mitglieder liegen – frischgebackene Mütter bleiben aus, neue Schwangere stoßen dazu, nur die hartgesottenen Fans sind immer da. Vielleicht stecken aber auch allgemeine Trends dahinter? Jedenfalls ist das Internet-Grüppchen, über das ich schon früher investigativ (na ja) berichtet habe, für mein Empfinden in der letzten Zeit etwas von den „Ami-Namen“ abgekommen.

Stattdessen in aller Munde: extrem softe Jungennamen wie Lian (in den Charts zuletzt auf Platz 109) und Lias (Platz 117), die mir eher als gelallte Fragmente denn als vollständige Namen erscheinen. Namen, die wie von einem Kleinkind, das „Maximilian“ noch nicht aussprechen kann, erfunden wirken und die womöglich als Alternative zum zuletzt sehr beliebten Elias (Platz 9, in Bremen sogar auf Platz 2) gesehen werden. Letzteres gilt auch für den Namen Elian (Platz 248). Und auf den Namen Milan scheinen sich sowieso (fast) alle einigen zu können. Ständig lese ich: „So heißt mein Sohn auch.“ Oder: „So wollen wir unseren kleinen Prinzen auch nennen.“ (Wann hat das eigentlich angefangen, dass alle (?) von ihrem „kleinen Prinzen“ sprechen? Hat ja wohl nichts mit dem Royal Baby II zu tun.)

Rotmilan © Joachim Neumann – Fotolia.com

Okay, es gab auch schon Milan-Schelte, aber wirklich sehr vereinzelt: „zu osteuropäisch“, „Fußballverein“ und – ornithologisch bewandert – „Das ist ein Vogel und kein Name“. Dennoch tippe ich mal, dass Milan bald eine bessere Platzierung als bloß Rang 52 haben wird. Voll im (internationalen) Trend oder gar Vorbilder: Shakira und ihr Fußball-Mann Gerard Piqué, deren Erstgeborener (Jahrgang 2013), genau, Milan heißt. Mir ist der Name im Jahr 1980 erstmals untergekommen, in der in Jugoslawien spielenden Fernsehserie „Die rote Zora“, in der ein leichtlebiger Geiger namens Milan vorkommt. Wenige Jahre später las man dann Bücher des tschechisch-französischen Schriftstellers Milan Kundera, allen voran „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. Ende der 90er schließlich nannte eine Bekannte ihren Sohn Milan – und ich fand’s richtig cool.

Foto: © Joachim Neumann – Fotolia.com

Mein seltener Name und ich: Jasna

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Wie sehr es bei Namen auf jeden einzelnen Buchstaben ankommt, fasziniert mich immer wieder. Ein Buchstabe kann aus einem Mädchen einen Jungen machen (von Mila zu Milan) – oder umgekehrt, siehe Julian und Juliana. Erinnert fast etwas an die Sache mit den X- und Y-Chromosomen. Ein (schicker?!) Buchstabe kann einen einfachen, klaren Namen wie Emilia in eine schreibtechnische Herausforderung verwandeln (Emylia, Emilya), und ein grundsolider, vielleicht etwas langweiliger Klassiker wie Michael wird nach der Subtraktion nur eines Buchstabens zur frechen Namensoption für Skandinavien- und Lindgren-Freunde: Michel.

Im Fall von Jasna ist es ein Extrabuchstabe, der ihren Namen zum Exoten macht. Den Namen Jana kennt schließlich jeder, und er stand trotz des „Diana-Problems“ („die Jana“) Mitte der 90er sogar in den Top Ten (2014: Platz 49). Dagegen kann man im deutschen Sprachraum Frauen und Mädchen namens Jasna mit der Lupe suchen, auch durch Jungschauspielerin Jasna Fritzi Bauer (Jahrgang 1989) wurde der Name (noch?) nicht populärer. „Mein Name erscheint vielen Menschen fremd“, berichtet Jasna, die 1969 geboren wurde und als Tochter einer Deutschen und eines Jugoslawen in Ratzeburg (Schleswig-Holstein) aufwuchs. „Viele packen ihn in die skandinavische Ecke. Das Erstaunen ist immer wieder groß, wenn die Leute feststellen, wie einfach er doch ist und dass er so geschrieben wird, wie man ihn spricht.“

Mein seltener Name und ich

Jasna mag ihren Namen sehr gern. „Ich finde auch, dass seine Bedeutung, ‘Die Klare’, mich gut umschreibt.“ Dass der Name immer mal wieder falsch geschrieben wird, stört sie nicht sonderlich.
Der Name ist ihr einziger Bezug zum Herkunftsland ihres Vaters. „Meine Mutter lernte bei einer gemeinsamen Reise nach Montenegro einen Schulkameraden meines Vaters kennen, dessen Freundin Jasna hieß. Mein Vater war nicht begeistert von der Idee, seine erste Tochter nach ihr zu benennen, aber meiner Mutter gefiel der Klang so sehr, dass sie sich durchsetzte.“

Jasna hat noch einen jüngeren Bruder namens Sascha sowie fünf Halbgeschwister: Andrej Juri, Boris, Jelena, Timo – und Jana. Eine andere Jasna hat sie noch nie getroffen. Ihr Spitzname in der Familie ist „Jaki“. „Das resultiert aber eher aus der Bedeutung: ‘Kleine Hexe’.“ Als Jasna vor ein paar Jahren selbst Mutter wurde, wollte sie ihrer Tochter gerne auch einen besonderen Namen mitgeben. „Letztlich habe ich einen Namen gewählt, den ich bereits Jahre zuvor meinem Bruder bei der Geburt seiner ersten Tochter als meinen Favoriten genannt habe – und der wunderbar zu meinem kleinen blonden Wirbelwind passt.“ Ihre Tochter heißt Mina Lisbeth und wird Lisbeth gerufen, auch deshalb, weil es bereits eine Cousine namens Mila gab. „Mila und Mina wäre mir sonst klanglich zu nah.“ Jasna hätte auch Ona Lisbeth oder Mine Lisbeth toll gefunden, aber: „Das gefiel Lisbeths Papa nicht so gut.“


Mein seltener Name und ich: Marbod

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Wie alt ist jemand, der Marbod heißt? Woher stammt er? Hat er kreative Eltern, die ein Namensunikat zusammengebastelt haben? Und: Ist es überhaupt ein Er (immerhin gibt es ja den Frauennamen Margot)? Wenn ich Marbod nicht interviewt hätte, ich hätte keinen blassen Schimmer.

Der Name gehört zu jenen Raritäten, die zwar im Vornamens-Duden Eingang gefunden haben, die man aber nicht mal in den eigenwilligsten Neugeborenen-Galerien findet. Dabei klingt „alter deutscher männlicher Vorname“ absolut solide. Der Duden leitet den Namen von den althochdeutschen Begriffen für Pferd (marah) und Gebieter (bodo) ab. Auch von berühmt (mari) und Bote (boto) könnte Marbod stammen. Gebieter der Pferde oder berühmter Bote?! An Bodo musste ich tatsächlich denken. „Der Name ist bekannt durch den Markomannenkönig Marbod.“ Ah ja.

Mein seltener Name und ich

Marbods Eltern sind weder Geschichtslehrer noch Archäologen. Seinen Namen fanden sie einfach in einem Namensbuch. Martin, Marcel, Markus, Marc: Sie alle standen in Marbods Geburtsjahr 1986 in den Top-25. Schon komisch, dass die (zugegeben: unübliche) Endung -bod statt -tin, -cel oder -kus einen Eindruck von solcher Exotik hervorrufen kann. Marbod wuchs in Krefeld auf, er hat noch einen zweiten Vornamen: Frederick. Bei seinem Bruder ruderten die Eltern in puncto Seltenheit ein ganzes Stück zurück, die Wahl fiel auf Malte.

Marbod mag seinen Namen. Der Klang gefällt ihm, obwohl es „manchmal ein wenig nervig ist, ihn zwei- bis fünfmal sagen zu müssen, bis er verstanden wird. Dafür hat man dann immer ein Thema für Smalltalk. Meist bleibt mein Name den Leuten dann auch ganz gut im Gedächtnis.“ Mitunter wird er gefragt, ob Marbod sein Nachname sei. Wird sein Name falsch ausgesprochen oder falsch verstanden, empfindet er das schon als störend. „Manchmal wurden früher auch die falsch verstandenen Formen wiederholt und sich darüber lustig gemacht. Das war aber nie besonders schlimm. Ansonsten sind die Reaktionen meistens eher positiv und interessiert.“ Daran, dass er buchstabieren muss, wenn es auf die Schreibweise ankommt, ist er gewöhnt. „Die häufigste falsche Schreibweise ist Marbot, es gab aber auch schon Mabot, Mabott, Marbott, Marbo oder Margot.“

Dass jemand aus dem Stand sagt, „Ach, wie der Markomannenkönig“, ist ihm erst wenige Male passiert (kein Wunder!). Andere Marbods konnte er bislang nur virtuell ausfindig machen, „zwei oder drei. Wir haben dann etwas gechattet.“ In den letzten Monaten war die Namensfindung auch bei Marbod ganz großes Thema: Er ist gerade das erste Mal Vater geworden. Ob ihn sein seltener Name dabei beeinflusst hat? „Im Endeffekt wahrscheinlich schon. Ich wollte jedenfalls keinen besonders häufigen Rufnamen. Ich hatte auch keine Sorge, dass ein Name zu außergewöhnlich ist.“ Sein Sohn trägt jetzt den Namen Ben Taro, der Rufname ist Taro. „Ben ist uns einfach zu sehr im Trend. Ich mag auch Benjamin gern, das wäre uns aber insgesamt zu lang gewesen.“ Mir fällt auf: Vater und Sohn haben im Rufnamen jeweils dieselben Vokale in derselben Reihenfolge: A und O.

  • Noch ein seltener Name mit Mar-: Marlitt

Seht fern! Oder lieber doch nicht?

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Ich weiß, ich sollte es lieber lassen. Aber ich kann mich nicht bremsen. Die Schwangere, die in einem Forum nach amerikanischen Jungennamen mit J sucht, klingt so verzweifelt und hat schon so viele Vorschläge abgelehnt. Mein Ehrgeiz ist geweckt und ich nenne ein aus meiner Sicht weniger abgenudeltes Exemplar: „Wie wäre es mit Jeffrey?“ (Dabei denke ich, zugegeben, auch an Jeff Bridges, einen meiner Lieblings-Mimen.)

Mein Gegenüber hat allerdings andere Assoziationen. Ich kann das amüsierte Prusten fast hören: „Jeffrey, no way! Das ist doch ein farbiger Butler.“ Aha? Und warum sollte es einen Namen eigentlich ins Aus befördern, dass man dabei erst mal an einen dunkelhäutigen Bediensteten denkt? In einer anderen Diskussion, die ich kürzlich verfolgt habe, führte eine ähnliche assoziative Spur ins Comic-Milieu: Denkt man beim Namen Johann an einen Butler – wegen des Butlers eines gewissen schwerreichen Erpels?!

Eine weitaus größere Rolle als Sprechblasengeschichten spielen heute aber Fernsehen und Kino, sowohl über die Namen der Figuren als auch über die der Darsteller. Schade, dass man lange Film- und Serienabspänne mittlerweile eigentlich nur noch im Kino und bei DVDs hat. Schließlich könnte auch der Name eines Make-up-Artisten, eines „Best Boys“ oder „Gaffers“ werdende Eltern inspirieren.

Foto © Jim Barber - Fotolia.com

Foto © Jim Barber – Fotolia.com

Edward aus der „Twilight“-Saga, Cataleya aus „Colombiana“ – nur zwei von vielen Beispielen, die in den letzten Jahren die Namensszene aufgemischt haben. Auch meine beiden Freundinnen, die bei der Namenswahl ihrer Töchter bekanntlich von „Anne auf Green Gables“ beziehungsweise den „Gilmore Girls“ (Lorelai) beeinflusst wurden, gehören in diese Riege. Dass man sich durch Figuren, die einem ans Herz gewachsen sind, anregen lässt und sich vielleicht auch an einem besonderen Namensklang erfreut, kann ich gut nachvollziehen. Optimal wäre es natürlich, wenn dem Kind die Geschichte zu seinem Namen später auch gefällt. Die Alltagstauglichkeit eines Namens und wie er zum jeweiligen Nachnamen passt müsste gesondert betrachtet werden.

Was ich aber immer sehr bedauere, ist, wenn manche Namen aufgrund gewissen TV-Konsums strikt abgelehnt werden: „So heißt ein Kind bei den Wollnys.“ Oder: „Robääärt geht gar nicht.“ Manches Format mag unterhaltsam sein, aber die Macht, einen ansonsten unbescholtenen Namen zu verderben, sollten die meisten einfach nicht bekommen. Ich glaube auch nicht daran, dass ein dieser Tage geborener Robert in ein paar Jahren von Mitschülern Hänseleien frei nach den „Geissens“ zu ertragen hätte. (Eher vielleicht noch von einzelnen infantilen Eltern.) Der eingangs erwähnte farbige Butler stammt übrigens, wenn ich richtig recherchiert habe, aus „Der Prinz von Bel-Air“ und schreibt sich Geoffrey. Ach.

Zum Schluss eine Frage: Liest hier jemand mit, der nach Film oder Fernsehen benannt wurde, benannt hat oder benennen möchte? Das wüsste ich wirklich gern.

Ein Vorname reicht nicht. Doch was fügt man an?

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Zweitname, ja oder nein – mit dieser Entscheidung fängt es an. Nicht wenige Eltern kommen zu dem Schluss: Ein Vorname reicht nicht. Name eins ist verhältnismäßig schnell gefunden, oft handelt es sich um den künftigen Rufnamen. Doch was fügt man an? Einfach irgendeinen anderen Favoriten, für den es nicht zum Rufnamen gereicht hat?

Natürlich kommt es in erster Linie auf Ihren Geschmack an: Sie können Namen zusammenpacken, wie Sie lustig sind. Selbst eigenwilligere Kombinationen tun, sofern im Alltag nur einer von beiden Namen genutzt wird, niemandem weh. Trotzdem folgen hier ein paar Anregungen, die ja vielleicht für den zündenden Einfall sorgen: Welcher Zweitname?

Wenn Lehrer einen Namen suchen

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Das wollte ich schon längst mal wissen: Tun sich Lehrer schwerer bei der Namenswahl, weil bei ihnen jeder Name schon durch x Schüler besetzt ist? Schlagen sich die Fächer, die sie unterrichten, bei ihren Favoriten nieder – der Sohn des Mathepaukers heißt Pythagoras, der Spross der Germanistin Friedrich (Schiller)? Dazu habe ich drei Pädagoginnen und einen Pädagogen, alle zwischen Ende 20 und Mitte 40, ausgefragt.

Ganz interessant an der Lehrerwarte ist auch, dass sie von wechselnden Namensmoden mit circa sechs bis sechzehn Jahren Verspätung überschwemmt werden. Möglich ist zudem – eine kühne These?! –, dass sich in Klassenlisten je nach Schulform oder Einzugsgebiet bestimmte Namen oder Stilrichtungen häufen, die in der allgemeinen Hitliste gar nicht so weit vorn liegen, und andere dafür fehlen. Vielleicht ist einer dieser Gründe dafür verantwortlich, dass J., Sonderpädagogin aus Hamburg, noch keinen Schüler namens Tom gehabt hatte, als 2004 ihr erster Sohn auf die Welt kam. „Mittlerweile gibt es einige.“ Auch 2008, in ihrer zweiten Schwangerschaft, war „Möglichst keine aktuellen Schülernamen und keine Erinnerungen“ ihre Devise. Ein Mädchen hätte J. damals Liv, Greta oder Maj genannt, es wurde aber noch ein Junge: Bela. J. unterrichtet viel Englisch und sieht hier den einzigen Bezug zu ihrem Namensgeschmack: „Mir und meinem Nicht-Lehrer-Mann war es wichtig, dass ein Name lautgetreu ist und möglichst international aussprechbar.“

Auch N. aus Nordrhein-Westfalen unterrichtet Englisch. Als sie im letzten Jahr erstmals Mutter wurde, liebäugelte sie mit keltischen und gälischen Namen. „Mairi oder Maira waren im Gespräch.“ Letztlich konnte sie sich aber nicht dazu entschließen, „weil es für hiesige Ohren allzu exotisch klingt. Vor allem wollten wir Ausspracheprobleme vermeiden.“ Auch eine Deutsch-Kollegin – N.s Zweitfach –, die nicht müde wurde, Namen aus der Literatur vorzuschlagen, konnte bei den jungen Eltern nicht landen: Die Wahl fiel auf den zeitlosen Klassiker Franziska. Ebenso wie J. hat N. hat den Eindruck, dass für sie durch ihren Beruf zunehmend mehr Namen wegfallen. Franziska war ein Vorschlag ihres Mannes. N. fielen zwar prompt zwei Schülerinnen dieses Namens ein, aber: „Mit ihnen verbinde ich überwiegend positive Begegnungen und Wesenszüge, so dass ich den Namen ‚trotzdem‘ gerne vergeben wollte.“ Inzwischen hat „ihre“ Franziska sowieso fast jede Schüler-Erinnerung „überschrieben“. „Vielleicht wäre das bei einem Namen mit negativen Assoziationen ähnlich?“, überlegt sie.

Lehrer © VIGE.co - Fotolia.com

Grafik © VIGE.co – Fotolia.com

S. unterrichtet als Referendarin Chemie und Erdkunde in Niedersachsen. Sie hat noch keine Kinder, denkt aber intensiv über Namen nach. Louise und Lioba sind momentan ihre Lieblinge, die auch ihrem Partner gefallen würden. Für Jungen steht Leonhard auf ihrer Liste, was auch mit einem Schulfach zu tun hat: „Mein Freund ist Mathematiker und möchte das bei Namen künftiger Kinder einfließen lassen. Leonhard würde also nach Herrn Euler benannt werden.“ Auch Linus käme in Frage („Er ist Linux-Fan“). Für S. dagegen sind Namen, die eindeutig mit ihren Fächern verknüpft sind, ebenso tabu wie die Namen besonders vieler oder besonders unangenehmer Schüler. Odessa fällt ihr als Beispiel ein, Florenz oder Sander: „Da denken viele erst mal an die Städte oder an den Bestandteil der glazialen Serie. Vor allem vor Kollegen und Schülern wirkt das eher plakativ bis albern.“

B., Physik- und Politiklehrer in Niedersachsen und Hahn im Korb bei meiner Recherche, war auch einmal an einem ähnlichen Punkt wie seine Kolleginnen: „Bei der ersten Namenssuche dachte ich noch, alle Namen seien bereits verbrannt. Doch mit der Zeit stellte sich ein relaxteres Bild ein, ich habe dann gar nicht mehr an Schüler gedacht.“ B. und seine Frau – ebenfalls Lehrerin – haben drei Kinder: Inga wurde 2004 geboren, Thilo 2006 und Hanne 2010. „Im Lauf meiner etwa 15-jährigen Lehrertätigkeit habe ich wahrscheinlich rund 1500 Schüler gehabt, die kann man schon ob der Zahl nicht alle ausschließen.“ Auf den Namen für seinen Sohn kam er sogar durch einen Schüler: „ein Kollegenkind, das ich unterrichtet habe.“

Mit Laurita und Kevin im Kino

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Es gibt Leute, die mögen es gar nicht gern, wenn man bei werdenden Eltern die Namen ihrer Kinder ins Spiel bringt – schließlich könnten diese dadurch allzu bekannt werden. Und es gibt Leute, die jedem, aber auch wirklich jedem, der einen Namen für ein Kind sucht und dabei keine allzu genauen Kriterien nennt, die Namenskombi ihres Sprösslings um die Ohren hauen („Mein Sohn heißt Sam Elias“) – schließlich gibt es ja keine schönere.

Bei mir ist das anders. Wenn der Name unserer Tochter nicht auf unserem Auto prangt, dann liegt das keinesfalls daran, dass ich die Befürchtung hege, er könnte durch eine derartige Veröffentlichung zum (langweiligen) Trendnamen werden. Ich schlage ihn – obwohl ich mich bekanntlich gern online an Orten herumtreibe, an denen Babynamen gesucht werden – aber auch fast nie vor, weil ich genau weiß, dass er eher in die Kategorie „Special Interest“ fällt. Wie sehr ich mich aber doch freuen würde, mal auf eine „Namenscousine“ meiner Tochter zu treffen, habe ich am letzten Wochenende im Kino gemerkt.

Ich habe ja schon einige etwas schräge Vorstöße unternommen, seit ich hier blogge. Von der Verkäuferin in einer namhaften Kinderkram-Kette zum Beispiel wollte ich wissen, wie sich ihr Unternehmen richtig ausspricht. Ein anderes Mal habe ich eine Dame am hiesigen Postschalter, deren Namensschildchen sie als Ilse-Doris XY auswies, gefragt, ob sie mit beiden Vornamen gerufen wird. Aber eine Mutter auf der Toilette eines Multiplex-Kinos auf den Namen ihrer Tochter angesprochen hatte ich bis letzte Woche definitiv noch nie.

Für meine Ohren klang der Name, mit dem diese Frau ihr Kind rief, genau wie der meiner Tochter, nur mit einem L davor: Laurica. Da musste ich doch prompt nachhaken. Vielleicht hätte man sich ja auch kurz über Erfahrungen mit dem Namen austauschen können. Die Verblüffte korrigierte mich allerdings prompt: Nicht Laurica, sondern Laurita hatte der (Kose-)Name gelautet, tatsächlich hieß die Kleine einfach Laura. Schon ein bisschen schade. Für mich natürlich bloß, nicht für Laura.

Stuart, Kevin und Bob

Stuart, Kevin und Bob

Ach ja, im Kino gab es dann die „Minions“, wo ich mich – nach dem süßen Kinderfilm „Oben“ zum zweiten Mal in letzter Zeit – mal wieder darüber wunderte, wie selbstverständlich ein positiv besetzter Charakter doch den Namen Kevin tragen kann. Dabei ist daran natürlich überhaupt nichts Merkwürdiges, die Kevin-Macke haben ja wohl nur wir Deutschen. Oder?

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