Ein Kommentar von „Stefanie mit f und ie“ hier im Blog hat mich darauf gebracht: In meiner Jugend gab es unglaublich viele Namen, bei denen quasi schon bei der Vergabe eine populäre Kurzform „mitgekauft“ (oder: mit in Kauf genommen) wurde, die die Betreffenden bis heute immer wieder hören. Ob es ihnen nun gefällt oder nicht. Stefanie zum Beispiel sagt, dass sie die Kurzform Steffi hasst – doch es ist ein Kampf gegen Windmühlenflügel.
Mir stellen sich da zwei Fragen: Könnte es mit der großen Häufigkeit der beliebtesten Namen von damals zu tun haben, dass es vielen so naheliegend erscheint, schon nach kurzer Bekanntschaft und ohne besondere Ermutigung zu einer Kurzform zu wechseln? So nach dem Motto: Wenn ich bereits drei Danielas kenne, kommt mir auch Daniela Nr. 4 schnell vertraut vor – und wird zur Dani?! Zur Unterscheidung dürften die Kurznamen weniger dienen, dazu sind sie zu vorhersehbar.
So, und Frage zwei: Irre ich mich, oder gibt es das Phänomen der erwartbaren Kurzform heute viel seltener? Dafür würden mir zwei Gründe einfallen: Auch die beliebtesten Namen kommen nicht mehr sooo oft vor, sodass sich „die“ Kurzform nicht so recht festigt – und viele der beliebtesten Namen sind zweisilbig, es drängt sich also nicht unbedingt auf, sie abzukürzen.
Diese „alten“ Namen mit mehr oder weniger festen Kürzeln sind mir eingefallen (sicher gibt es da auch regionale Unterschiede):
Alexander – Alex
Andreas – Andi (deutsch gesprochen)
Benjamin – Benni
Christian – Chris
Florian – Flo
Michael – Michi
Oliver – Olli
Thomas – Tommi (oder Tom)
Tobias – Tobi
Alexandra – Alex
Barbara – Babsi
Carolin – Caro
Christina – Chris (oder Chrissi)
Claudia – Claudi
Daniela – Dani
Dorothea – Doro
Franziska – Franzi
Gabriele – Gabi
Julia – Jule
Katharina – Kathi
Manuela – Manu
Michaela – Micha (oder Michi)
Melanie – Melli
Stefanie – Steffi
Susanne – Susi (oder Suse)
Übrigens bedient sich auch die Yellow Press gern dieser informellen Kurznamen. Ein bis heute reproduziertes Beispiel: „Flori“ für Florian Silbereisen, besonders im Zusammenhang mit Helene Fischer, deren weit weniger populärer „neuer“ Partner stets bei seinem vollen Namen, Thomas S., genannt wird.
Bei den aktuellen Top-30-Namen kommt mir dagegen nur bei Maximilian der Max oder Maxi ziemlich unausweichlich vor. Ich muss allerdings zugeben, dass ich selbst seinerzeit trotzdem nicht frei von Bedenken war, die ich hier schon mal „Die Angst der Mutter vor dem Spitznamen“ genannt habe. Weder mit Nico- beginnende Namen haben es auf meine Liste geschafft, weil ich keinen Nico wollte, noch Richard („Ritschie“) oder Flora (Flo).
- Mein Kurzname und ich: Steffi
- Als Howard einen Spitznamen wollte
- Über kurz oder lang – wer hat Angst vor niedlichen Namen?