Man muss nicht besonders tief graben, um auf einen Namen zu stoßen, über den manche Leute sich so richtig, richtig echauffieren können: Auf Platz 109 der beliebtesten Jungennamen wird man fündig – bei Fritz. Über Fritzchen-Hasser habe ich hier früher schon mal geschrieben.
Doch es geht noch ärger, nämlich wenn ein zwar weder ausgedachter noch kevinistischer, dafür aber sehr alter und seltener Name ins Rennen geworfen wird. Ein Name wie Habakuk oder Prosper. In beiden Fällen konnte ich beobachten, wie in Namens-Foren die Wellen hoch schlugen, weitaus höher vermutlich, als die nach Meinungen fragenden Eltern gedacht hatten: „Furchtbar, einfach furchtbar … damit tust du deinem Kind nix Gutes … Kinder mit solchen Namen haben ab dem Kindergarten nur Probleme, von Bewerbungen will ich gar nicht erst reden … ich glaub, das Kind würde später gehänselt werden, auch wenn es nur der Zweitname ist.“ Gerade bei Prosper lief die Assoziationsmaschinerie förmlich über, vom Medikament (Prospan) über „Kloreiniger“/Meister Propper bis zum Vulkanischen Gruß (Star Trek, „Live long and prosper“) war alles dabei. Dazu wurde der Schwangeren, die nach Kombinationsideen gefragt hatte, der konstruktive Vorschlag „Adolf Prosper“ gemacht. Eine andere Schreiberin schlug immerhin wohlmeinend vor, an erster Stelle „was Süßes wie Elias, David oder Matteo“ zu nehmen (zwischen den Zeilen: als Ausgleich für die Katastrophe von einem Zweitnamen).

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Immerhin: Schweizer sollten vom Namen Habakuk wirklich Abstand nehmen. Sie würden aber auch gar nicht auf die Idee kommen, wenn am Einwand, Eidgenossen sagten „So ein Habakuk“, wenn sie „So ein Blödsinn“ meinen, etwas dran ist. Ansonsten amüsiert mich der Wirbel eher. Eine eher mutige Wahl sind beide Namen bestimmt, aber schlimm …? Prosper scheint im französischsprachigen Raum bekannter zu sein. Bei der Suche nach Namensträgern in einem Businessnetzwerk werden vor allem dunkelhäutige Herren angezeigt. Beide Namen haben eine positive Bedeutung: Habakuk, der aus dem Hebräischen stammt, soll für „Umarmung“ stehen, der aus dem Lateinischen abgeleitete Name Prosper für „glücklich, günstig“. Vielleicht ist es wirklich das Problem der beiden, dass sie nicht so recht „nach Name klingen“ – auch wenn Prosper immerhin vier Buchstaben mit Jasper, Jesper und Kasper teilt.
Geschichts- oder Lateinlehrer, Bibel- oder Rollenspiel-Freaks – bei Eltern, die auf „solche Namen“ stehen, kann man natürlich wild spekulieren. Vielleicht ist aber auch alles ganz anders, und sie haben sich einfach in den Klang verliebt oder sind bei der Lektüre von Kinderbüchern auf den Geschmack gekommen: Habakuk Tibatong ist eine Figur aus „Urmel aus dem Eis“, Prosper einer der jungen Helden aus dem „Herrn der Diebe“ von Cornelia Funke.
Mein Tipp für Unschlüssige: den gewagten Namen mit einem Erst- oder Zweitnamen paaren (ohne Bindestrich natürlich), der bekannter ist und nicht aneckt, und dann den Dingen ihren Lauf lassen. Welcher Name sich langfristig als Rufname durchsetzt, wird man dann sehen. Oft ist es ja so, dass anfangs „seltsame“ Namen einem immer normaler und auch schöner vorkommen, je länger man jemanden kennt, der so heißt. Ach ja: Alliterationen (Piet Prosper Pöhls, Habakuk Hamann) würde ich hier im Zweifel eher meiden.